Plan ahead

Hotelführer

Markus Luthe / 13.07 2021

icon min Lesezeit

icon 0 Kommentare

Zurück

Blogpost von Markus Luthe zu Booking.com

Plan ahead
© Booking.com

Das Verhalten von Booking.com in Pandemiezeiten gibt reichlich Anlass zu Beschwerden und verdient eine genauere Betrachtung – und da meine ich nicht die unappetitliche Episode, in den Niederlanden 65 Millionen Euro Staatshilfe zu kassieren und davon 28 Millionen Euro als Bonus an die drei Spitzenmanager auszukehren. Mir geht es um das Gebaren gegenüber den Hotelpartnern.

In meinen Blogposts „Opt out“ vom 21. März 2020 und „Blocking.com“ vom 23. Februar 2021 habe ich bereits u.a. das einseitige Ausrufen von Fällen „höherer Gewalt“, das Handling virtueller Kreditkarten, die versuchte Preisdrückerei zur Unzeit oder gar die versuchte Einführung von „Inlandspreisen“ kritisiert. Aber die Liste anrüchiger Praktiken lässt sich noch um einiges verlängern.

Der Blogpost „What Booking.com was doing while we were all in lockdown” von Marta Romero vom spanischen Hotelberatungsunternehmen Mirai listet viele dieser Nadelstiche auf, die das Potenzial haben, auch zu Sargnägeln für die Hotels zu werden. Es lohnt sich definitiv, die von mir im Weiteren aufgegriffenen Tools im englischen Original mitsamt deren Nachweise nachzuverfolgen:

  • Mit der in Pandemiezeiten ausgebauten Zahlungsabwicklung und seiner Vorauszahlungsfunktion für Gäste ist Booking.com auf Weg zum Merchant Modell und hat nun erst recht die Möglichkeit, die alten Spielchen von Netto- und Endpreisen wieder loszutreten. Und nutzt genau das derzeit exzessiv. Nach Booking.Basic ein weiterer Baustein, um die Ratenhoheit und Glaubwürdigkeit der Hotels zu unterlaufen.
     
  • Mit dem brandneuen Preferred Plus Programm für nur 22 Prozent Kommission verspricht Booking.com ein weiteres Mal einer vermeintlich restriktiven Zahl von Hotelpartnern Zugang zu einer exklusiven und begrenzten Zahl von Kunden. Die Erfahrung mit dem ähnlich angepriesenen Genius-Programm vor einigen Jahren darf allerdings als ernüchternd bezeichnet werden. Heute haben selbst nicht-registrierte Nutzer Zugang zu eben diesen Genius-Raten mit Nachlässen zwischen 10 und 20 Prozent, sogar über Webseiten Dritter und über Suchmaschinen - inklusive Google.
     
  • Nach Aussage von Mirai hat Booking.com einseitig für viele Hotels sein „Risk-Free Reservation“-Programm reaktiviert. Dadurch kann die Stornopolitik von Booking.com für viele Kunden großzügiger erscheinen, was zugleich die Hotelhomepage im direkten Vergleich unattraktiver dastehen lässt.
     
  • Booking.com baut sein eigenes Loyalty Programm massiv aus. Promotionaktionen mit Preisnachlässen oder Taxigutscheine sind ebenso im Repertoire wie derzeit bis zu 200 Euro Gutschrift für zukünftige Buchung.

Plan ahead with free entrepreneurial spirit!


0 Kommentare
Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

office@hotellerie.de
Sei der erste der kommentiert

Kommentar hinzufügen

×
Name ist erforderlich!
Geben Sie einen gültigen Namen ein
Gültige E-Mail ist erforderlich!
Gib eine gültige E-Mail Adresse ein
Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Weitere
27.02.2023 von Markus Luthe
Sisyphos

Überbordende Bürokratie ist vor allem für kleine und mittlere Unternehmen zu einer Existenzfrage geworden. Sie treibt nicht nur die Kosten und hält immer mehr von der Verfolgung der eigentlichen Unternehmensziele ab, es steigt selbst für die Gesetzestreuesten das Risiko staatlicher Sanktionen und Bußgelder durch Unwissenheit und Komplexität. So ist es im Grundsatz zu begrüßen, dass die Wirtschaftsverbände alle Jahre wieder aufgefordert werden, den Regierungen in Bund und Ländern konkrete Vorschläge zum Abbau unnötiger Bürokratie zu unterbreiten.

30.01.2023 von Markus Luthe
Check it

Die Zulassung digitaler Hotelmeldescheine steht buchstäblich seit mehr als einem Vierteljahrhundert auf meiner verbandlichen Agenda. Mein erstes diesbezügliches Forderungsschreiben habe ich am 2. Mai 1997 an das Bundesministerium des Innern gerichtet, als Manfred Kanther (CDU) Bundesinnenminister war... Seitdem haben wir einiges erreicht, doch wirklich überzeugend und praxistauglich sind die mit der Novelle des Bundesmeldegesetzes seit 2020 möglichen digitalen Verfahren des Hotel-Check-ins noch immer nicht.

29.12.2022 von Markus Luthe
Annus horribilis

Das Jahr 2022 war ein erschütterndes Jahr. Sowohl für die Hotellerie, als auch für die Gesellschaft. Einfach zum Abhaken. Die Queen hätte es vermutlich ein annus horribilis genannt. Angesichts der Corona- und Grippewellen, der Rückkehr eines gnadenlosen Vernichtungskrieges nach Europa und der daraus folgenden multiplen Kosten- und Energiekrisen „schenke“ ich mir einen detaillierten Jahresrückblick. Und aus dem Ausblick auf das kommende Jahr halte ich mich gleich ganz heraus. Angesichts der enttäuschenden Erfahrungen mit menschlichem Lernen überlasse ich den Vortritt mal dem maschinellen Lernen.