Plan ahead
Blogpost von Markus Luthe zu Booking.com
Das Verhalten von Booking.com in Pandemiezeiten gibt reichlich Anlass zu Beschwerden und verdient eine genauere Betrachtung – und da meine ich nicht die unappetitliche Episode, in den Niederlanden 65 Millionen Euro Staatshilfe zu kassieren und davon 28 Millionen Euro als Bonus an die drei Spitzenmanager auszukehren. Mir geht es um das Gebaren gegenüber den Hotelpartnern.
In meinen Blogposts „Opt out“ vom 21. März 2020 und „Blocking.com“ vom 23. Februar 2021 habe ich bereits u.a. das einseitige Ausrufen von Fällen „höherer Gewalt“, das Handling virtueller Kreditkarten, die versuchte Preisdrückerei zur Unzeit oder gar die versuchte Einführung von „Inlandspreisen“ kritisiert. Aber die Liste anrüchiger Praktiken lässt sich noch um einiges verlängern.
Der Blogpost „What Booking.com was doing while we were all in lockdown” von Marta Romero vom spanischen Hotelberatungsunternehmen Mirai listet viele dieser Nadelstiche auf, die das Potenzial haben, auch zu Sargnägeln für die Hotels zu werden. Es lohnt sich definitiv, die von mir im Weiteren aufgegriffenen Tools im englischen Original mitsamt deren Nachweise nachzuverfolgen:
- Mit der in Pandemiezeiten ausgebauten Zahlungsabwicklung und seiner Vorauszahlungsfunktion für Gäste ist Booking.com auf Weg zum Merchant Modell und hat nun erst recht die Möglichkeit, die alten Spielchen von Netto- und Endpreisen wieder loszutreten. Und nutzt genau das derzeit exzessiv. Nach Booking.Basic ein weiterer Baustein, um die Ratenhoheit und Glaubwürdigkeit der Hotels zu unterlaufen.
- Mit dem brandneuen Preferred Plus Programm für nur 22 Prozent Kommission verspricht Booking.com ein weiteres Mal einer vermeintlich restriktiven Zahl von Hotelpartnern Zugang zu einer exklusiven und begrenzten Zahl von Kunden. Die Erfahrung mit dem ähnlich angepriesenen Genius-Programm vor einigen Jahren darf allerdings als ernüchternd bezeichnet werden. Heute haben selbst nicht-registrierte Nutzer Zugang zu eben diesen Genius-Raten mit Nachlässen zwischen 10 und 20 Prozent, sogar über Webseiten Dritter und über Suchmaschinen - inklusive Google.
- Nach Aussage von Mirai hat Booking.com einseitig für viele Hotels sein „Risk-Free Reservation“-Programm reaktiviert. Dadurch kann die Stornopolitik von Booking.com für viele Kunden großzügiger erscheinen, was zugleich die Hotelhomepage im direkten Vergleich unattraktiver dastehen lässt.
- Booking.com baut sein eigenes Loyalty Programm massiv aus. Promotionaktionen mit Preisnachlässen oder Taxigutscheine sind ebenso im Repertoire wie derzeit bis zu 200 Euro Gutschrift für zukünftige Buchung.
Plan ahead with free entrepreneurial spirit!
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