Schwarze Messe

Markus Luthe / 25.11 2024

icon min Lesezeit

icon 0 Kommentare

Zurück

Blogpost von Markus Luthe zu jahreszeitbedingten Rabattritualen

© ClipDealer

Diese Woche ist es wieder so weit. In den USA wird am vierten Donnerstag im November Thanksgiving gefeiert. Der Tag darauf wurde in den 60er Jahren zum „Black Friday“, zum traditionellen Start der Weihnachteinkaufssaison erklärt. Und seitdem liefert sich der Einzelhandel jedes Jahr pünktlich zum Stichtag auch gemäß eigener Einsicht ruinöse Rabattschlachten und manövriert sich in ein „schwarzes Loch“.

Und die jahreszeitbedingten Rabattrituale ziehen immer weitere Kreise, auch in den Tourismus. Ganz vorne mit dabei ist natürlich Booking.yeah. Hoteliers werden vom marktdominanten Buchungsportal eingeladen, in den Tagen vom 21. November bis 4. Dezember für Aufenthalte bis zum Jahresende 2025 bis zu 35% Rabatt als Black Friday-Aktion rauszuhauen.

Wer achtet da schon darauf, dass – laut eigener Auskunft von Booking.com – die Hotels, die im letzten Jahr solche Black Friday-Rabatte einräumten, einen Anstieg der Buchungen von gerade einmal 38% verzeichneten?

Nach Unternehmensangaben nehmen in diesem Jahr mehr als 1.000 Hotels aus Deutschland an der weltweiten Preisinspiration des Buchungsportals zum Black Friday teil und erhoffen sich Aufmerksamkeit zwischen „luxuriösen Wüstenaufenthalten im chilenischen San Pedro de Atacama bis zu Strandvillen im spanischen Villajoyosa“.

Wenigstens reden wir hier diesmal von freiwillig und mehr oder weniger sehenden Auges eingeräumten und nicht von Booking.com gegen den Willen des Hotels „fehldeklarierten“ Rabatten wie bei der Causa Wikingerhof („50% Rabatt“) – die übrigens noch immer (oder wieder) beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe anhängig ist.

Bemerkenswert ist auch, dass die „Schwarze Rabattmesse“ von Booking.com in diesem Jahr außerhalb seines Treueprogramms gelesen wird, was ich 2019 im Blogpost „Genial daneben“ kritisierte. Hat hier vielleicht die anhängige Klage des Hotelverbandes Deutschland (IHA) gegen das Genius-Programm von Booking.com in Amsterdam schon „Wunder“ bewirkt?


0 Kommentare
Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

luthe@hotellerie.de
Sei der erste der kommentiert

Kommentar hinzufügen

×
Name ist erforderlich!
Geben Sie einen gültigen Namen ein
Gültige E-Mail ist erforderlich!
Gib eine gültige E-Mail Adresse ein
Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Weitere
19.01.2025 von Markus Luthe
Schlichtweg weg

Selten, ganz selten gesteht die Europäische Kommission ein, einen Fehler gemacht zu haben. Bei der von Anfang an – auch von mir – heftig kritisierten „Verordnung über die Online-Streitbeilegung in Verbraucherangelegenheiten (ODR-Verordnung)“ ist das nun der Fall und die EU-Kommission macht den offiziellen Rückzieher.

03.01.2025 von Markus Luthe
1A-Bürokratie

Zum Jahreswechsel ist das Bürokratieentlastungsgesetz IV und mit ihm der Wegfall der besonderen Hotelmeldepflicht für inländische Gäste in Kraft getreten. Dies soll eine jährliche Entlastung der Branche in Höhe von 62 Mio. Euro bringen. Ein wirklicher Befreiungsschlag gegen überbordende Bürokratiekosten ist das angesichts immer neuer Berichtspflichten und Auflagen sicher nicht.

18.09.2024 von Markus Luthe
Dutch Torpedo

Morgen entscheidet der Europäische Gerichtshof (EuGH) in der Rechtssache C-264/23. Es geht um die Frage, ob die von Booking.com den Partnerhotels auferlegten Raten- und Konditionenparitätsklauseln mit den Vorgaben des europäischen Kartellrechts vereinbar sind. Nach einer elfjährigen Verfahrensdauer wird das Marktgebaren nun also einer abschließenden Klärung zugeführt werden.