
Blog von Markus Luthe zur Europäischen Union
Meinen heutigen Blog schreibe ich an einem der westlichsten Orte Kontinentaleuropas. Die diesjährige Plenarsitzung des internationalen Normungskomitees fand in Porto statt. Und selten wurde mir deutlicher, wie eminent wichtig und alternativlos es ist, dass wir Europäer zusammenstehen, wenn wir unsere wohl verstandenen Interessen verteidigen wollen.
Denn obwohl die Sitzung in Europa, also als Heimspiel angesetzt wurde, waren – gänzlich anders als noch vor zwei, drei Jahren – die Teilnehmer aus Asien, Afrika und Mittel-/Südamerika in der numerischen Überzahl. Mehrheiten für immer neue, am Schreibtisch ersonnene Normungsprojekte sind so erst recht garantiert. So wurden hier in Porto u.a. neue weltweite ISO-Standards für Tourist-Informationsstellen, öffentliche Strände oder Abenteuerreisen auf den Abstimmungsweg gebracht. Auch Normen für Thalasso-Therapie (Tunesien) und Spa-Anwendungen (Thailand) sind längst in der Pipeline. Da ist wahrlich Abenteuerliches darunter. Ohne uns Europäer wären auch Standards für den Check-in im Hotel oder die Speisenkarten der Restaurants längst schon Realität geworden.
/ipop.html?/media/img/dyn/fe1172f0c81b49608173bcb45cdb319d.jpg&Ehemaliges Hotel Peninsular Porto_gross
Foto: Ehemaliges Hotel Peninsular in Porto
In Porto werden aber auch die Krisenaspekte der Europäischen Union in all ihren Facetten sichtbar: Auf der einen Seite die enormen Immobilien-Leerstände in Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie im Zuge der Euro-Krise und auf der anderen Seite die öffentlichen Infrastrukturmaßnahmen gefördert aus den EU-Strukturfonds. Das Image der Europäischen Institutionen jedenfalls ist derzeit in ganz Europa „ausbaufähig“.
Dabei ziele ich gar nicht einmal auf bürokratische Auswüchse wie das ebenso skandalöse wie vordemokratische Olivenölkännchen-Verbot in Restaurants ab; es ist ja auch buchstäblich – nicht zuletzt nach unserem scharfen Protest – wieder vom Tisch. Das ist letztlich nur ein weiteres Fettnäpfchen-Symptom.
Aber die EU-Institutionen rücken als solche zunehmend in den allgemeinen Blickpunkt der Kritik. Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger hat in dieser Woche in scharfer Wortwahl die Europäische Union als „Sanierungsfall“ bezeichnet und ihr mangelnde Reformfähigkeit attestiert. Der britische Außenminister William Hague hat heute beim Besuch in Neuhardenberg gar eine Initiative für ein nationales Veto-Recht gegen EU-Beschlüsse angekündigt: Die nationalen Parlamente sollen „Rote Karten“ für missliebige Brüsseler Spitzen vergeben können. Es bleibt zu hoffen, dass dem Kern der Vorwürfe unabhängig von der getroffenen Wortwahl nachgegangen wird und die Kritik nicht tabuisiert wird.
Foto: Von der EU-kofinanzierte Infrastrukturmaßnahme in Porto
Umso wichtiger ist es aber für uns alle als Zivilgesellschaft und als Wirtschaft, die Europäische Idee persönlich wieder mit konkretem Leben zu erfüllen. Das beginnt im Privaten bei einer Revitalisierung von Schüleraustauschprogrammen und Städtepartnerschaften. Es bedeutet beruflich z.B. die Harmonisierung der Hotelklassifizierung in Europa als Gemeinschaftsinitiative der Hotelverbände. Und politisch u.a. das Erarbeiten einer konsistenten Mehrwertsteuerstrategie für ganz Europa und das Schaffen eines wirklich europäischen Arbeitsmarktes. Da schließt sich auch wohlmöglich wieder der Kreis zum Portugal von heute.
Unseren IHA-Hotelkongress in der nächsten Woche haben wir genau aus diesen Gründen nach Aachen, in die vermutlich europäischste Stadt Deutschlands gelegt. Wir wollen Europa wieder bewusster in unser aller Alltag holen.
So können auch Sie sich aus erster Hand beispielsweise darüber informieren, wie europäische Geschäftsreisende den Vorsteuerabzug auch bei Übernachtungen in Ihrem Hotel einfach vornehmen können oder welche enormen Erleichterungen der Mitarbeitergewinnung die Europäische Union up-to-date bald auch für Ihr Hotel anbietet.
0 Kommentare


Sei der erste der kommentiert
Kommentar hinzufügen