Martial Arts

Otto Lindner und Markus Luthe / 03.03 2021

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Blogpost von Otto Lindner und Markus Luthe zur Corona-Krise

Martial Arts
© ClipDealer

Es gehört zu den Ritualen der informellen Bund-Länder-Gipfel, dass im Vorfeld Beschlussentwürfe durchgestochen werden. So machte gestern ein erster Entwurf der vorbereitenden 4er Runde aus Bundeskanzleramt, Bundesfinanzministerium, dem Land Berlin und dem Freistaat Bayern die Medienrunde (Version 4) mit dem „Erwartungsmanagement“ betrieben werden sollte und der sicherlich auch als Testballon diente.

Das Papier bedeutet nach dem Verlauf der öffentlichen Debatte und der Handreichung des Robert Koch-Instituts einen brutalen Rückschlag in die absolute Perspektivlosigkeit, denn es enthält kein konkretes Öffnungsszenario für die Branche. Vier Öffnungsschritte in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen mit wochenlangen Inzidenzwerten unter 35 werden benannt und erst danach, gleichsam „unter ferner liefen“ Gastronomie und Hotellerie. Wörtlich heißt es – inklusive des Tippfehlers – im Beschlussentwurf:

„Über weitere Öffnungsschritte und die Perspektive für die hier noch nicht benannten Bereiche aus den Brachen Gastronomie, Kultur, Veranstaltungen, Reisen und Hotels wird im Lichte der Infektionslage unter Berücksichtigung der angelaufenen Teststrategie, des Impfens, der Verbreitung von Virusmutanten und anderer Einflussfaktoren auf der nächsten Sitzung der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder beraten.“

Das hat der DEHOGA als unser Dachverband gestern bereits umgehend als völlig inakzeptabel zurückgewiesen und zurecht Gleichbehandlung zu anderen Branchen angemahnt.

Doch wenn man denkt, es könne nicht mehr schlimmer kommen, dann folgt in dieser vermaledeiten Krise auch schon der nächste Tiefschlag. Denn in dem heute Morgen kursierenden überarbeiteten Beschlussentwurf der 4er Runde (Version 6) erfahren Gastronomie und Hotellerie wieder keine Gleichbehandlung mit anderen Branchen.

Im Gegenteil: Es soll dem Gastgewerbe auch noch ein weiterer, fünfter (!!) Öffnungsschritt mit 14 Tage stabilen 35er-Inzidenz vor die Nase gesetzt werden. In diesem fünften Öffnungsschritt sollen zuvor kontaktreiche Sportarten wie ausdrücklich genannte (!!) „Martial Arts-Kämpfe in Innenräumen und insbesondere Käfigen“ zugelassen werden…

Die Passage zu Gastronomie und Hotellerie ist dagegen unverändert geblieben. Eine solch ungeheuerliche Respektlosigkeit können wir dann auch nur noch als Kampfansage an unsere Branche verstehen!!

Und nur nebenbei bemerkt: Nicht einmal der Rechtschreibfehler fällt den Verfassern dieses unseligen Beschlussentwurfes mehr auf, was dann wohl darauf schließen lässt, dass das uns betreffende Kapitel gar nicht mehr gelesen oder gar behandelt wurde. So wird der Schreibfehler zur Self-Fulfilling-Prophecy…


1 Kommentare
Geschrieben von
Otto Lindner und Markus Luthe
Vorsitzender/HGF
Hotelverband Deutschland (IHA)

office@hotellerie.de
1 Bemerkungen :

03/03/2021 17:27 von Renate Mitulla / DEHOGA Niedersachsen

Nun, wenn man die ganze Diskussion über Eröffnungsperspektiven genau verfolgt, ist das wohl kein Schreibfehler. Der Duden erläutert das Wort so:
Substantiv, feminin [die] Brache
1. brachliegendes Feld, Land
2. Zeit, während deren ein Acker brach liegt
Wenn die fehlende Berücksichtigung bei Re-Start-Szenarien bedeuten soll, dass das Gastgewerbe insgesamt auf dem Altar des absoluten Gesundheitsschutzes geopfert werden soll, dann befinden sich die Politiker auf der Zielgerade.
Renate Mitulla
Geschäftsführerin
DEHOGA Niedersachsen

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