Es gibt Dinge... Einfach unbezahlbar!

Markus Luthe / 28.05 2012

icon min Lesezeit

icon 0 Kommentare

Zurück

Blog von Markus Luthe zu Kreditkarten vom 28. Mai 2012

Bildquelle: www.deutschecasinos.com/zahlungsmethoden/kreditkarten
Bildquelle: www.deutschecasinos.com/zahlungsmethoden/kreditkarten

Verbandsarbeit ist das Bohren dicker Bretter. Und manchmal auch das Knicken besonders sperrigen Plastiks. Denn: Es gibt Dinge, die kann man akzeptieren. Für alles andere gibt es … auch den Rechtsweg!

Unsere Causa MasterCard begann vor sage und schreibe fünfzehn Jahren. Im Jahr 1997 legte der europäische Handelsverband mit Unterstützung durch HOTREC eine förmliche Wettbewerbsbeschwerde gegen das multilaterale Interbankenentgelt (Multilateral Interchange Fee – MIF) der beiden Kreditkartenorganisationen MasterCard (damals noch: Europay) und VISA bei der Europäischen Kommission ein.

Die MIF macht rund 75 Prozent der Kreditkartengebühren aus, die Händler und Hoteliers vom Kartenumsatz an ihre Acquirer (Abrechnungsorganisationen) abführen müssen. Sie bildet sich aber nicht im freien Wettbewerb auf einem Markt, sondern wird von den Tausenden hinter den Kreditkartenorganisationen stehenden Banken im Wege interner Absprachen einseitig festgelegt und ist nicht verhandelbar. Aus unserer Sicht eine klare Kartellabsprache zwecks massiv überhöhter Gebühren zulasten der anderen Marktteilnehmer.

Nach zehn Jahren Untersuchung entschied die Europäische Kommission im Jahr 2007 in der Tat, dass MasterCard mit der MIF gegen Artikel 101 Abs. (1) des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) verstößt und für diese Konditionen keine rechtfertigenden Effizienzgewinne für die Allgemeinheit im Sinne von Artikel 101 Abs. (3) AEUV nachweisen kann.

MasterCard hielt dennoch an seiner MIF fest und legte Beschwerde gegen die Entscheidung beim Gericht der Europäischen Union (EuG) in Luxemburg ein. Das EuG urteilte hierüber nun aktuell am 24. Mai 2012 und gab der Auffassung der Europäischen Kommission in vollem Umfang Recht. MasterCard hat zwischenzeitlich angekündigt, Berufung einzulegen und mit dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) auch noch die letzte juristische Karte ausspielen zu wollen...

Im Jahr 2008 traf die Europäische Kommission mit MasterCard für die Dauer des Rechtsstreits eine Interimslösung, mit der u.a. das Surcharging (das Weiterberechnen der Kreditkartengebühren an den Kunden) zugelassen wurde und die Gebühren für grenzüberschreitende Zahlungsvorgänge auf 0,3 Prozent gesenkt wurden. Schon von Letzterem profitierten unsere Verbandsmitglieder bereits in bis zu vierstelliger Höhe.

Da der Großteil der Kreditkartenzahlungen in deutschen Hotels aber mit in Deutschland herausgegebenen Kreditkarten vorgenommen wird, hat die IHA gemeinsam mit dem Handelsverband Deutschland (HDE) bereits Ende 2005 auch beim Bundeskartellamt eine Beschwerde gegen die nationalen Interbankenentgelte von MasterCard und VISA eingereicht. Im Lichte der EuG-Entscheidung sind wir zuversichtlich, dass auch die deutsche Kartellbehörde nun schnellstmöglich gegen die Interbankenentgelte einschreiten wird.

À propos VISA: Bereits im Jahr 2002 hatte die Europäische Kommission eine ähnliche Entscheidung gegen VISA erlassen, die zwar eine Gebührensenkung zur Folge hatte, das VISA-Interbankenentgelt jedoch als Ausnahme vorläufig bestehen ließ. Auch hier sind wir weiterhin der Überzeugung, dass auch das VISA-Modell der Interbankenentgelte mit geltendem EU-Recht nicht vereinbar ist.

So lange die Kreditkartengesellschaften auf der Kostenseite ihre Karten nicht auf den Tisch legen, wird jedenfalls die Hotellerie auf mehr als eine Karte setzen müssen. Sichere und erheblich preisgünstigere Zahlungssysteme wie die Sofortüberweisung 


0 Kommentare
Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

office@hotellerie.de
Sei der erste der kommentiert

Kommentar hinzufügen

×
Name ist erforderlich!
Geben Sie einen gültigen Namen ein
Gültige E-Mail ist erforderlich!
Gib eine gültige E-Mail Adresse ein
Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Weitere
07.11.2023 von Markus Luthe
Löchrig

Wann haben Sie eigentlich zum ersten Mal entdeckt, ob Ihr Handy 5G-tauglich ist? Bei mir war es vor ein paar Jahren bei einem Besuch in Estland, als zum ersten Mal „5G“ auf meinem Handy-Display aufleuchtete. Hier in Deutschland hatte ich erst letztes Jahr Premiere. Immerhin ist so jetzt wenigstens auch das Mobilfunkloch in meinem Büro im Berliner Verbändehaus in 400 Meter Entfernung vom Reichstag gestopft worden: Ich bin jetzt mit 2 von 5 Feldstärke-Balken im 5G-Zeitalter angekommen… Yeah?

26.07.2023 von Markus Luthe
Follow-up: Phisherman's Friend

Vor gut zwei Wochen habe ich in meinem Blogpost „Phisherman’s Friend“​​​​​​​ über Phishing-Attacken, Fake-Buchungen und Zahlungserschleichungen rund um das interne Kommunikationssystem von Booking.com berichtet, das vermutlich wiederholt als Einfallstor für Betrügereien zu Lasten der Hotels genutzt wurde und wird. Seitdem haben uns enorm viele Fallschilderungen betroffener Hoteliers erreicht, die auf systematische Kriminalität und einen hohen Schaden bei den Hotelpartnern hindeuten.

10.07.2023 von Markus Luthe
Phisherman's Friend

Das interne Kommunikationssystem von Booking.com, das Hoteliers zwingend für die Kommunikation mit ihren über Booking.com buchenden Hotelgästen nutzen müssen, erweist sich zunehmend als Sicherheitsrisiko und Achillesferse der Branche. Das System scheint seit Anfang dieses Jahres gleich mehrfach als Einfallstor für Betrügereien („Phishing“) rund um die Hotelbuchung genutzt worden zu sein.