Ein Freund, ein guter Freund...

Hotelführer

Markus Luthe / 13.08 2012

icon min Lesezeit

icon 0 Kommentare

Zurück

Blog von Markus Luthe zu Social Media vom 13. August 2012

Der Hype um die Social Media hat meiner Meinung nach bedenkliche Formen angenommen. Es scheint schon fast das olympische Motto des „Dabei sein ist alles“ zu herrschen, dem sich immer weniger Personen und Unternehmen entziehen können. Und das um jeden Preis?

Ein Blick auf die Börsenkursentwicklung des Klassenprimus Facebook sollte nachdenklich stimmen: Vor wenigen Wochen am 18. Mai 2012 startete das weltweit größte Soziale Netzwerk bei seinem IPO mit einem Preis von 38 Dollar je Aktie, heute steht der Kurs bei knapp 22 Dollar. Das entspricht einer Wertevernichtung von 50 Milliarden Euro seit dem Börsendebut. Und ab diesem Donnerstag dürfen nun auch noch die Facebook-Angestellten ihre Aktien verkaufen, in einem ersten Schritt 271 Millionen Stück. Es wird ein Gradmesser für das Vertrauen in das eigene Unternehmen, das eigene Storytelling werden. Der Facebook-Börsengang ist jedenfalls schon heute einer der größten Misserfolge in der Geschichte der Kapitalmärkte.

Doch wer ist schuld? Die naiven Käufer, wie die führende Konsortialbank beliebte anzumerken? Oder steht uns allen nicht vielmehr das Platzen der Bubble 2.0 bevor? Lässt sich mit Sozialen Netzwerken überhaupt seriös Geld verdienen?

„Ein Freund, bleibt immer Freund, auch wenn die ganze Welt zusammenfällt.“

v.l.: H. Rühmann, O. Karlweis und W. Fritsch in der Filmoperette „Die Drei von der Tankstelle“, Union Film (1930) © SZ-Photo / Scherl

 

Zumindest aber ist die Frage berechtigt, wie nachhaltig die Geschäftsmodelle der Sozialen Medien eigentlich sind? Nach Facebooks eigenen Angaben sind 83 Mio. oder knapp zehn Prozent der gut 900 Mio. Facebook-Accounts weltweit Fälschungen, glatte Fakes. Und auch viel zu viele der „Facebook-Freunde“ sind wohl nicht echt, sondern gekauft. Dahinter stecken mehr als dubiose Geschäftsmodelle, die u.a. 5000 Facebook-Freunde für fünf Dollar offerieren. All dies erodiert den Wert der Social Media und der Online-Werbung schlechthin.

Und die Hotellerie? Auch wir sind anfällig und auch in unserer Branche treibt der Hype um die Social Media mitunter absurde Blüten. Es gibt Rankings, welches Hotel mehr „Facebook-Freunde“ in welcher Zeit aufweisen kann... Als wenn das ein Wert an sich sein könnte. Netzwerken wird so sinnentleert und „blasiert“. Qualität in der Kundenbeziehung geht allemal vor Quantität. Erst recht, wenn es um Soziale Medien geht.


0 Kommentare
Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

office@hotellerie.de
Sei der erste der kommentiert

Kommentar hinzufügen

×
Name ist erforderlich!
Geben Sie einen gültigen Namen ein
Gültige E-Mail ist erforderlich!
Gib eine gültige E-Mail Adresse ein
Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Weitere
27.02.2023 von Markus Luthe
Sisyphos

Überbordende Bürokratie ist vor allem für kleine und mittlere Unternehmen zu einer Existenzfrage geworden. Sie treibt nicht nur die Kosten und hält immer mehr von der Verfolgung der eigentlichen Unternehmensziele ab, es steigt selbst für die Gesetzestreuesten das Risiko staatlicher Sanktionen und Bußgelder durch Unwissenheit und Komplexität. So ist es im Grundsatz zu begrüßen, dass die Wirtschaftsverbände alle Jahre wieder aufgefordert werden, den Regierungen in Bund und Ländern konkrete Vorschläge zum Abbau unnötiger Bürokratie zu unterbreiten.

30.01.2023 von Markus Luthe
Check it

Die Zulassung digitaler Hotelmeldescheine steht buchstäblich seit mehr als einem Vierteljahrhundert auf meiner verbandlichen Agenda. Mein erstes diesbezügliches Forderungsschreiben habe ich am 2. Mai 1997 an das Bundesministerium des Innern gerichtet, als Manfred Kanther (CDU) Bundesinnenminister war... Seitdem haben wir einiges erreicht, doch wirklich überzeugend und praxistauglich sind die mit der Novelle des Bundesmeldegesetzes seit 2020 möglichen digitalen Verfahren des Hotel-Check-ins noch immer nicht.

29.12.2022 von Markus Luthe
Annus horribilis

Das Jahr 2022 war ein erschütterndes Jahr. Sowohl für die Hotellerie, als auch für die Gesellschaft. Einfach zum Abhaken. Die Queen hätte es vermutlich ein annus horribilis genannt. Angesichts der Corona- und Grippewellen, der Rückkehr eines gnadenlosen Vernichtungskrieges nach Europa und der daraus folgenden multiplen Kosten- und Energiekrisen „schenke“ ich mir einen detaillierten Jahresrückblick. Und aus dem Ausblick auf das kommende Jahr halte ich mich gleich ganz heraus. Angesichts der enttäuschenden Erfahrungen mit menschlichem Lernen überlasse ich den Vortritt mal dem maschinellen Lernen.