Markus Luthe / 03.04 2010

icon min Lesezeit

icon 0 Kommentare

Zurück

Blogpost von Markus Luthe zu Ostern

Monatelang schien die Republik kein anderes Thema zu interessieren als umsatz- und lohnsteuerrechtliche Implikationen des Hotel-Frühstücks. Da wird es doch jetzt spätestens zu Ostern Zeit, sich einmal um den ovalen Mittelpunkt des festlichen Frühstückstischs intensiver zu kümmern.

Das Osterei wird im internationalen Wettbewerb gelegt und immer mehr Frühstückseier stammen aus der Produktion fremder Federn. Laut Angaben der Europäischen Marketing Agentur (EMA) deckte die deutsche Geflügelwirtschaft im Jahr 2008 noch 67,4 % des hiesigen Bedarfes ab, im letzten Jahr musste jedoch jedes zweite Ei importiert werden. Ihrem gefärbten Ei beim Osterfrühstück werden Sie seine Herkunft nicht ansehen, aber achten Sie ansonsten einmal auf die Länderkennung des mehrstelligen Codes direkt nach den ersten Ziffern, die Auskunft über die Haltungsform geben (0 = ökologische Erzeugung, 1 = Freilandhaltung, 2 = Bodenhaltung, 3 = Kleingruppenhaltung).

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2009 eine Milliarde Eier mehr nach Deutschland importiert als im Vorjahr. Die deutliche Zunahme an Eierimporten korrespondiert mit dem drastischen Rückgang der Eierproduktion hierzulande im letzten Jahr: Vor dem Hintergrund des Verbots der konventionellen Käfighaltung ab 1. Januar 2010 haben die einheimischen Betriebe im Laufe des Jahres 2009 umgerüstet, dadurch weniger Legehennen gehalten und etwa eine Milliarde weniger Eier produziert als im Jahr 2008. Damit sind die Eierexporte Deutschlands um 9,1% gesunken, während die Eiereinfuhren um 28,3% gestiegen sind.

Dafür ist Deutschland nun ein Hort glücklicherer Hühner: Die Zahl auf dem Boden scharrender Hennen nahm im Jahr 2009 um 85% auf 13,3 Millionen zu, während die Zahl der Käfighennen um 60% auf 7,6 Millionen sank. 2,1 Millionen Hühner gackern hierzulande bereits über Bio-Eiern. Ihren Artgenossen in den anderen EU-Staaten winkt die Befreiung per Brüsseler Verordnung erst Ende 2011, denn Deutschland hatte das Verbot der Käfighaltung einseitig um zwei Jahre vorgezogen.

Das Frühstücksei wird also mittelfristig so oder so befreit werden. Gelegenheit also, mal nicht über das Ei im Hotel, sondern das Ei als Hotel zu sinnieren. Ein Vorbild eines ganz besonderen Themenhotels hierzu gibt es schon: Das überdimensionierte Eiernest platzierte der schweizer Architekt Pascal Haüsermann bereits 1967 in Raon-L’Étape in die französischen Vogesen. Im Museumotel können die Gäste in neun überdimensionierten Betoneiern übernachten und eine Zeitreise durch die 50er-, 60er- und 70er-Jahre unternehmen.

Frohe Ostern!


0 Kommentare
Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

luthe@hotellerie.de
Sei der erste der kommentiert

Kommentar hinzufügen

×
Name ist erforderlich!
Geben Sie einen gültigen Namen ein
Gültige E-Mail ist erforderlich!
Gib eine gültige E-Mail Adresse ein
Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Weitere
03.02.2025 von Markus Luthe
Ceci n'est pas un voyage
Auf dem Bild ist ein leeres Bett zu sehen mit dem französischen Untertitel "Ceci n'est pas un voyage." (übersetzt: Dies ist keine Reise.). Aufbau und Farbgebung des Bildes ähneln dem berühmten Bild von René Magritte "Ceci n'est pas une pipe." Es wurde generiert mit Künstlicher Intelligenz von DeepAI.

Von der Hotellerie noch weitgehend unbeachtet treiben in Brüssel die Europäischen Institutionen derzeit die Novellierung der Pauschalreiserichtlinie aus dem Jahr 2015 voran. Der Rat hat seine Position schon fixiert, im Europäischen Parlament stehen die finalen Abstimmungen vor Aufnahme der Trilogverhandlungen an. Es droht der Hotellerie ein neues bürokratisches Ungemach surrealen Ausmaßes.

19.01.2025 von Markus Luthe
Schlichtweg weg

Selten, ganz selten gesteht die Europäische Kommission ein, einen Fehler gemacht zu haben. Bei der von Anfang an – auch von mir – heftig kritisierten „Verordnung über die Online-Streitbeilegung in Verbraucherangelegenheiten (ODR-Verordnung)“ ist das nun der Fall und die EU-Kommission macht den offiziellen Rückzieher.

03.01.2025 von Markus Luthe
1A-Bürokratie

Zum Jahreswechsel ist das Bürokratieentlastungsgesetz IV und mit ihm der Wegfall der besonderen Hotelmeldepflicht für inländische Gäste in Kraft getreten. Dies soll eine jährliche Entlastung der Branche in Höhe von 62 Mio. Euro bringen. Ein wirklicher Befreiungsschlag gegen überbordende Bürokratiekosten ist das angesichts immer neuer Berichtspflichten und Auflagen sicher nicht.