Eierlei
Blogpost von Markus Luthe zu Ostern
Monatelang schien die Republik kein anderes Thema zu interessieren als umsatz- und lohnsteuerrechtliche Implikationen des Hotel-Frühstücks. Da wird es doch jetzt spätestens zu Ostern Zeit, sich einmal um den ovalen Mittelpunkt des festlichen Frühstückstischs intensiver zu kümmern.
Das Osterei wird im internationalen Wettbewerb gelegt und immer mehr Frühstückseier stammen aus der Produktion fremder Federn. Laut Angaben der Europäischen Marketing Agentur (EMA) deckte die deutsche Geflügelwirtschaft im Jahr 2008 noch 67,4 % des hiesigen Bedarfes ab, im letzten Jahr musste jedoch jedes zweite Ei importiert werden. Ihrem gefärbten Ei beim Osterfrühstück werden Sie seine Herkunft nicht ansehen, aber achten Sie ansonsten einmal auf die Länderkennung des mehrstelligen Codes direkt nach den ersten Ziffern, die Auskunft über die Haltungsform geben (0 = ökologische Erzeugung, 1 = Freilandhaltung, 2 = Bodenhaltung, 3 = Kleingruppenhaltung).
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2009 eine Milliarde Eier mehr nach Deutschland importiert als im Vorjahr. Die deutliche Zunahme an Eierimporten korrespondiert mit dem drastischen Rückgang der Eierproduktion hierzulande im letzten Jahr: Vor dem Hintergrund des Verbots der konventionellen Käfighaltung ab 1. Januar 2010 haben die einheimischen Betriebe im Laufe des Jahres 2009 umgerüstet, dadurch weniger Legehennen gehalten und etwa eine Milliarde weniger Eier produziert als im Jahr 2008. Damit sind die Eierexporte Deutschlands um 9,1% gesunken, während die Eiereinfuhren um 28,3% gestiegen sind.
Dafür ist Deutschland nun ein Hort glücklicherer Hühner: Die Zahl auf dem Boden scharrender Hennen nahm im Jahr 2009 um 85% auf 13,3 Millionen zu, während die Zahl der Käfighennen um 60% auf 7,6 Millionen sank. 2,1 Millionen Hühner gackern hierzulande bereits über Bio-Eiern. Ihren Artgenossen in den anderen EU-Staaten winkt die Befreiung per Brüsseler Verordnung erst Ende 2011, denn Deutschland hatte das Verbot der Käfighaltung einseitig um zwei Jahre vorgezogen.
Das Frühstücksei wird also mittelfristig so oder so befreit werden. Gelegenheit also, mal nicht über das Ei im Hotel, sondern das Ei als Hotel zu sinnieren. Ein Vorbild eines ganz besonderen Themenhotels hierzu gibt es schon: Das überdimensionierte Eiernest platzierte der schweizer Architekt Pascal Haüsermann bereits 1967 in Raon-L’Étape in die französischen Vogesen. Im Museumotel können die Gäste in neun überdimensionierten Betoneiern übernachten und eine Zeitreise durch die 50er-, 60er- und 70er-Jahre unternehmen.
Frohe Ostern!
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