Dabei sein ist alles
Blog von Markus Luthe zum Olympiaprogramm von ARD und ZDF vom 25. August 2008
Das olympische Motto hat in Beijing kein anderer öffentlich-rechtlicher Sender in Europa so verinnerlicht wie ARD und ZDF. Im offiziellen Medaillenspiegel liegen zwar z. B. die Briten bei der Endabrechnung vor Deutschland, doch in der „Ausgaben“-Disziplin sind die deutschen Sender absolut „goldverdächtig“.
Während die deutsche Olympiamannschaft aus 436 Athleten bestand, entsandten ARD und ZDF insgesamt 500 Techniker und Reporter in ihre – selbstverständlich getrennten! – Teams nach China. Die britische BBC kam dagegen mit 437 Mitarbeitern vor Ort aus, die italienische RAI mit 254 und France Télévision gar mit nur 160.
Genaue Angaben zu den Kosten für die Olympiaberichterstattung sind ARD und ZDF bislang nicht zu entlocken. Der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) schätzt diese auf 40 Mio. Euro. France Télévision gibt 12 Mio. Euro als Übertragungskosten an, die britische BBC gar nur 4 Mio. Euro.
Haben die Briten also übertragungstechnisch gesehen eine ihrer 19 Goldmedaillen verpasst? Wohl kaum: Während die BBC auf 2.750 Stunden Sendezeit aus Beijing kam, übertrugen ARD und ZDF in ihren Hauptprogrammen und den vier digitalen Kanälen zusammen 900 Stunden Olympia.
Zum Sinnbild der Verschwendung von Rundfunkgebühren avancierte ausgerechnet der beliebte Johannes B. Kerner, der zum Fußball-Freundschaftsspiel Deutschland – Belgien in Nürnberg am vergangenen Mittwoch eigens 7.700 km aus Beijing zurückfliegen und zur olympischen Abschiedsfeier am Sonntag wieder nach China zurückdüsen musste. JBK war wohl gemerkt Moderator, nicht einmal Kommentator des Ländespiels. Das belgische Fernsehen verzichtete nebenbei bemerkt übrigens gänzlich auf eine Live-Übertragung – aus Nürnberg.
Als unfreiwillige „Großsponsoren ohne Anspruch auf Werbebanner“ von ARD und ZDF haben Deutschlands Hoteliers ein Recht auf einen sparsameren Umgang mit den erhobenen Rundfunkgebühren.
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