Beherbergungsverbot

Otto Lindner und Markus Luthe / 11.10 2020

icon min Lesezeit

icon 0 Kommentare

Zurück

Blogpost von Otto Lindner und Markus Luthe zur Corona-Krise

Es ist Mitte November und die Jury für das Unwort des Jahres kann die Suche nach Kandidaten eigentlich schon abbrechen: „Beherbergungsverbot“ und „Sperrstunde“ dürften weit vorne im Rennen liegen. Zumindest, wenn es nach den 2,4 Millionen Beschäftigten und Kurzarbeitenden des Gastgewerbes oder den zwischenzeitlich schon mehr als 10 Millionen Deutschen, denen die Herbstferien verriegelt wurden, geht.

Massive Kritik an den grassierenden Beherbergungsverboten hagelt es nicht nur seitens der Betroffenen. Ärztevertreter bezeichnen innerdeutsche Reisen als „Pseudo-Gefahr“ und die Regelungswut als „eher kontraproduktiv“ und „zur Pandemiebekämpfung überflüssig“. Es sei schlicht „Unfug“, knappe Test-Kapazitäten zu verschwenden, und die Schwelle von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner sei als starrer und alleiniger Indikator für das Ergreifen einschneidender Maßnahmen ohnehin ungeeignet. Nutzlos, unfair und gefährlich lautet der Tenor in den Medien.

Aus Reihen der Ministerpräsident*innen stemmt sich Bodo Ramelow für Thüringen gegen „unsinnige Beherbergungsverbote: Ich beteilige mich einfach nicht an politischen Entscheidungen, die einer rechtsstaatlichen Prüfung nicht mehr standhalten. (...) Die Maßnahmen des Anfangs sind von Gericht geprüft worden und dann von den Gerichten gekippt worden. Auch Berlins Regierender Michael Müller hält die Maßnahme schlicht für „sinnlos.

Fest steht, dass von deutschen Hotels nahezu Null Infektionsgeschehen ausgeht. Wir haben die uns von der Politik aufgetragenen Hygieneprotokolle akribisch ausgearbeitet und penibel umgesetzt. Hotels in Deutschland zählen zu den derzeit sichersten Orten im Land überhaupt. Ist der komplette Vertrauensentzug, das unüberlegte Rauben der letzten Überlebenschance der Dank der Politik dafür?

Die unverhältnismäßigen Beherbergungsverbote haben gar nicht das primäre Ziel, Ansteckungen in Hotels zu vermeiden; sie sollen vielmehr die Mobilität der Deutschen unterdrücken und verunmöglichen.

Der Hotellerie wird ein gesellschaftliches Sonderopfer bei der allgemeinen Pandemie-Bekämpfung aufgebürdet. Dann muss der Staat jetzt aber auch dazu stehen und unsere so dermaßen hart und existenzgefährdend getroffene Branche entweder entschädigen oder zumindest allen Betroffenen angemessene Beihilfen gewähren! Beides ist derzeit nicht der Fall.

Stattdessen verschanzen sich bislang die Behörden spitzfindig hinter Detailregelungen des geltenden Infektionsschutzgesetzes oder verweisen auf vermeintlich zu enge Grenzen des EU-Beihilferechts. Damit wird der Staat seiner Verantwortung zweifellos nicht gerecht.

Wer so einschneidende Maßnahmen wie Beherbergungsverbote verhängt, muss auch zu den unausweichlichen Konsequenzen stehen. Und zwar zeitnah!


0 Kommentare
Geschrieben von
Otto Lindner und Markus Luthe
Vorsitzender/HGF
Hotelverband Deutschland (IHA)

office@hotellerie.de
Sei der erste der kommentiert

Kommentar hinzufügen

×
Name ist erforderlich!
Geben Sie einen gültigen Namen ein
Gültige E-Mail ist erforderlich!
Gib eine gültige E-Mail Adresse ein
Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Weitere
02.03.2022 von Otto Lindner und Markus Luthe
Putin's Krieg

Vor nur einer Woche war es noch unvorstellbar, dass ein Land in Europa einem anderen das Existenzrecht abspricht und einen Angriffskrieg vom Zaun bricht. Heute ist es brutale Realität. Wir alle schauen entsetzt auf die Geschehnisse von Lwiw bis Kharkiw, von Kyjiw bis Odesa.

18.01.2022 von Otto Lindner und Markus Luthe
Vom Blindflug in den Sturzflug

Der wirtschaftliche Sturzflug einer gedrosselten Branche nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Ausgerechnet den größeren und größten Arbeitgebern der Hotellerie droht die überlebensnotwendige Wirtschaftshilfe verwehrt zu bleiben, denn die stoßen längst an die bleiernen beihilferechtlichen Deckel. Berlin und Brüssel müssen nun schnell handeln, damit alle unverschuldet in Not geratene Unternehmen unabhängig von ihrer Größe noch gerade rechtzeitig aufgefangen werden können.

14.03.2021 von Otto Lindner und Markus Luthe
Alle malle?
Binz

Absurder geht es nicht mehr: Während den Hotels von Binz bis Berchtesgaden noch nicht einmal eine Öffnungsperspektive gewährt wird, heben ab heute wieder voll besetzte Pauschalreiseflieger aus Deutschland nach Palma de Mallorca ab. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller im Deutschlandtourismus Tätigen. Sind denn jetzt alle malle geworden? ...