Hab‘ ich was gegen!
Blogpost von Otto Lindner zur Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Ich muss eine Diskriminierung melden. Ich melde hiermit die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
Heute wurde ich gleich von mehreren empörten Hoteliers auf Plakate der aktuellen Aufklärungskampagne „Hab‘ ich was gegen! Das AGG.“ der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aufmerksam gemacht. Nolens volens erhöhe ich mit diesem Blogpost also auch noch die Aufmerksamkeit und trage zum Erfolg der Kampagne bei, aber da will ich nicht einfach zur auch ansonsten übervollen Tagesordnung übergehen.
Auf den Plakaten und im Film ist zu sehen, wie zwei Frauen als Paar in einem Hotel der Check-in für ein Doppelzimmer verweigert wird. Das ist so abstrus neben der Lebenswirklichkeit in unseren Häusern, dass es einem erst einmal die Sprache verschlägt. Und meine Empörung wird auch nach einigen Minuten der Kontemplation und Recherche nicht dadurch abgemildert, dass die begleitende Pressemitteilung der Agentur versichert, dass dieser Fall real und dem Beratungsteam der ADS berichtet worden sei.
Ich nehme diesen grellen Schrei der Antidiskriminierungsstelle nach Aufmerksamkeit als diskriminierend und diffamierend für die Hotellerie wahr. So pauschal mal eben staatlicherseits einen ‘rauszuhauen, rechtfertigt auch nicht der gute Zweck.
Das haben wir nicht verdient. Ich behaupte vielmehr, dass keine zweite Branche dermaßen tolerant ist und gesellschaftlich integrierend wirkt wie die Hotellerie. Antidiskriminierung ist gleichsam unser Geschäftsmodell und tief in der DNA erfolgreicher Hotelières und Hoteliers verankert.
Auf dem Kongress der Romantik-Hotels in München habe ich diese Woche das tolle Motto vernommen: „Unser größter Schatz steht an der Rezeption!“ In diesem Sinne stelle ich mich schützend vor unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen hier amtlicherseits pauschal diskriminierendes Verhalten unterstellt wird!
Haben wir zudem nicht gerade alle gelernt, welche mitunter dramatischen persönlichen Konsequenzen schnell mal so gepostete öffentliche Diskriminierungsvorwürfe auf unsere Teams im Hotel haben können? Da hab‘ ich was gegen!
Die Kampagne der Antidiskriminierungsstelle des Bundes diskriminiert – und zwar uns alle in der schönsten Branche der Welt. Ich fordere daher Ferda Ataman, die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, auf, diese Kampagne zurückzuziehen und zu überarbeiten!
Der „Spezialbeamte“ Gernot Hassknecht macht um 16:59 Uhr Feierabend (Spot ganz bis zum Ende anschauen). Wir noch lange nicht!
3 Kommentare
10/11/2023 15:35 von Frank C. Hohrath / DEHOGA Saarland
15/11/2023 10:09 von Thomas Edelkamp / Romantik Hotels & Restaurants AG
Sie haben als unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung zweifellos eine wichtige und bedeutende Position. Deshalb ist es mir unerklärlich wie Sie überhaupt dazu kommen, die Branche die bereits seit vielen Jahrzenten weltweit für Toleranz eintritt, zum Gegenstand einer solchen Kampagne zu machen.
Entweder wurden Sie schlecht beraten oder Sie haben das Maß verloren! Millionen Menschen gleich welcher Herkunft, gleich welchen Geschlechts und gleich welcher Gesinnung übernachten täglich in Hotels und werden dort herzlich willkommen. Viele Hotelunternehmen arbeiten sehr eng mit der Community zusammen und der Tourismus insgesamt hat die LGBT Community längst als wichtige und geschätzte Stilgruppe definiert.
Fair wäre, wenn Sie nicht nur diese Kampagne richtig stellen lassen, sondern sich auch direkt davon distanzieren. Fehler passieren. Dann macht man den Rücken gerade und steht auch dazu!
15/11/2023 14:04 von Sascha Dalig
Eine Branche, die, egal wo Du bist, wer Du bist und wen Du liebst, dich familiär aufnimmt als Beispiel für die Antidiskriminierungskampagne des Bundes zu nehmen ist gut, Ferda Ataman.
Der gewählte Kontext ist aber gundfalsch. Eine Situation wie in dieser Kampagne ist für mich unvorstellbar!
Ich bitte Sie um eine Gegendarstellung der Hotellerie in Deutschland, Europa und Weltweit. Wir klammern niemanden aus und schon gar nicht verweigern wir den Aufenthalt von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung oder Identität.
Danke.
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