HOTREC hat eine Studie von Syntesia Policy & Economics über die Auswirkungen der Umsatzsteuersätze auf den Gastgewerbesektor in der EU und im Europäischen Wirtschaftsraum vorgelegt. Die Ergebnisse kommen zu einem kritischen Zeitpunkt, da mehrere Regierungen eine Erhöhung der Mehrwertsteuersätze und eine Ausweitung der Tourismussteuern in Erwägung ziehen.
Auf der Grundlage von Wirtschaftsmodellen und drei eingehenden Fallstudien (Irland, Amsterdam, Dänemark) liefert der Bericht den bislang deutlichsten Beweis dafür, dass drastische oder schlecht koordinierte Steuererhöhungen schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Folgen hätten, insbesondere für KMU und ländliche Gemeinden.
Eine starke Erhöhung der Mehrwertsteuer birgt das Risiko schwerwiegender wirtschaftlicher Schäden.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass selbst scheinbar geringfügige Änderungen der Mehrwertsteuer in einem Sektor, der durch geringe Margen, arbeitsintensive Abläufe und eine begrenzte Fähigkeit zur Absorption plötzlicher Kostenschocks gekennzeichnet ist, erhebliche wirtschaftliche Verluste auslösen können. „Wirtschaftliche Modellrechnungen für die Studie zeigen, dass eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt zu einem Umsatzrückgang von etwa 8 Milliarden Euro und zum Verlust von über 100.000 Arbeitsplätzen führen könnte.“
Die Szenarioanalyse zeigt, dass im Falle einer plötzlichen Angleichung an die Standard-Mehrwertsteuersätze aufgrund der weitreichenden Auswirkungen auf das Tourismusökosystem das Risiko noch größerer Störungen besteht: „Die Anwendung der Standard-Mehrwertsteuersätze auf den Sektor könnte erhebliche Folgewirkungen in Form von Unternehmensschließungen und Insolvenzen haben – fast 1 Million Arbeitsplatzverluste, was einem Rückgang des BIP um 0,5 % entspricht.“ Besonders stark wären diese Auswirkungen in ländlichen Gebieten, wo Gastgewerbebetriebe oft die letzten verbliebenen Arbeitgeber sind und für die lokale Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sind.
Tourismussteuern steigen rapide – in manchen Reisezielen bis zu 40 % der Mehrwertsteuereinnahmen
Die Studie hebt die schnell wachsende Abhängigkeit von Tourismussteuern hervor, die in einigen Ländern bereits die Mehrwertsteuereinnahmen für Unterkünfte übersteigen. In Städten wie Amsterdam werden die Mehrwertsteuer und die Tourismusabgaben zusammen bald über 33 % der Hotelrechnung ausmachen, was auf eine Mehrwertsteuererhöhung im Jahr 2026 und eine Tourismussteuer von 12,5 % zurückzuführen ist.
Ein fragmentiertes Steuerwesen und ungleiche Wettbewerbsbedingungen
Die Branche sieht sich mit einer komplexen Mischung aus Mehrwertsteuer, Tourismusabgaben, parafiskalischen Abgaben und hohen Lohnsteuern konfrontiert, während Kurzzeitvermietungen oft steuerbefreit bleiben oder nur unzureichend kontrolliert werden. Diese Lücken verzerren den Wettbewerb, insbesondere in städtischen Gebieten mit hoher Besuchernachfrage.
HOTREC fordert eine koordinierte und evidenzbasierte Steuerpolitik
HOTREC fordert die politischen Entscheidungsträger nachdrücklich auf, die kumulativen Auswirkungen von Mehrwertsteuer, lokalen Tourismussteuern, Arbeitskosten und regulatorischen Belastungen zu berücksichtigen, anstatt Instrumente isoliert zu bewerten. Auf der Grundlage der Studie empfiehlt HOTREC
die Vermeidung starker Mehrwertsteuererhöhungen oder einer sofortigen Angleichung an die Standard-Mehrwertsteuersätze,
die Koordinierung der nationalen und lokalen Besteuerung, um kumulative Belastungen zu vermeiden,
die Stärkung einer fairen Besteuerung von Kurzzeitvermietungen und
die Gewährleistung, dass die Einnahmen aus Tourismussteuern transparent und verhältnismäßig sind und reinvestiert werden.
Alexandros Vassilikos, Präsident von HOTREC, erklärte: „Die Beweislage ist eindeutig: Plötzliche oder drastische Steuererhöhungen bergen die Gefahr von Unternehmensschließungen und massiven Arbeitsplatzverlusten und untergraben das vielfältige Ökosystem des Gastgewerbes in Europa. Reduzierte Mehrwertsteuersätze sind kein Privileg – sie sind ein Stabilisierungsinstrument, das Arbeitsplätze, KMU und erschwingliche Gastronomie für alle schützt.“
Die Studie können Sie untenstehend herunterladen: