Fakes & Facts

Markus Luthe / 25.10 2021

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Blogpost von Markus Luthe zu Hotelbewertungen

© C. Plate

Zur grundsätzlichen Sinnhaftigkeit von Gästebewertungen und der „Weisheit der Massen“ habe ich mich ja mit meinem letzten Blogpost schon bekannt. Allerdings sehe ich das System der Bewertungen weiterhin unter Bewährung stehen. Jüngste Recherchen bestärken mich in meiner Forderung nach einer Intensivierung des Kampfes gegen systemimmanente Fakes und Erpressungspotenziale.

Daher unterstütze ich auch ausdrücklich die aktuelle Initiative der Europäischen Kommission für mehr Transparenz und Verlässlichkeit von Online-Verbraucherbewertungen. Die EU-Kommission ermuntert alle interessierten Kreise, an ihrer Online-Konsultation zu „Grundsätzen und Empfehlungen für bewährte Verfahren bei Online-Verbraucherbewertungen und -Ratings“ teilzunehmen. Hotels aller Arten und Größe haben die Möglichkeit, ihren Input bis zum 2. November beizusteuern.

Ziel dieser Konsultation ist es, das Feedback der Interessengruppen zu einem ersten Entwurf von Grundsätzen und Empfehlungen einzuholen, die auf der Grundlage der Arbeit einer Multi-Stakeholder-Plattform zur Qualität von Tourismusunterkünften erstellt wurden. Diese Multi-Stakeholder-Plattform wurde im Rahmen einer von der Europäischen Kommission (GD GROW) in Auftrag gegebenen Studie eingesetzt.

Diesem 20köpfigen Expertengremium gehöre ich auf Ticket der Hotelstars Union an und habe auf diesem Wege sowohl die Perspektive der Deutschen Hotelklassifizierung, als auch HOTREC’s Leitlinien für fairen Wettbewerb in der Online-Distribution in den Entwurf der „Grundsätze und Empfehlungen für bewährte Verfahren bei Online-Verbraucherbewertungen und -Ratings“ eingebracht.

So finden sich dort Forderungen wie diese wieder:

  • Verbraucher sollten den Ursprung der Bewertungen leicht nachvollziehen und einfach identifizieren können.
     
  • Die Sternesymbolik sollte bei Gästebewertungen grundsätzlich vermieden, die offizielle Hotelklassifizierung angegeben werden.
     
  • Anbieter sollten eine effiziente Moderation von und transparenten Umgang mit gefälschten, missbräuchlichen oder verleumderischen Bewertungen sicherstellen, sei es durch künstliche Intelligenz, redaktionellen Eingreifens durch Menschen oder eine Kombination von beidem.
     
  • Verbraucher sollen angehalten werden, nur Einrichtungen und Dienstleistungen zu bewerten, die sie auch tatsächlich in Anspruch genommen haben.
     
  • Von anonymen Bewertungsabgaben sollte Abstand genommen werden.
     
  • Bewertungen sollten grundsätzlich zeitnah erfolgen und dahingehend unterschieden werden, ob sie von tatsächlich beherbergten Gästen stammen.
     
  • Durchschnittsbewertungen sollten auf einer relativen Mindestanzahl an Bewertungen basieren und aktueller Bewertungen sollten dabei ein höheres Gewicht erhalten.
     
  • Die Rankingkriterien der Portale sollten erläutert und leicht auffindbar sein.

An der Online-Konsultation, die wie gesagt ausdrücklich allen Interessierten offensteht, können Sie unter diesem Link teilnehmen: https://ec.europa.eu/eusurvey/runner/multistakeholderplatformconsultating

Das Feedback der interessierten Kreise aus ganz Europa wird dann wiederum von der Multi-Stakeholder-Plattform beraten werden. Die Europäische Kommission hat ihrerseits zugesichert, dass die so erarbeiteten Prinzipien eine Grundlage ihrer zukünftigen Tätigkeit im Bereich der Online-Marktplätze für Hotelbuchungen, Gästebwertungen und Vergleichsseiten sein werden.

In diesem Sinne freue ich mich also auf zahlreichen Input über die offizielle Online-Konsultation, gerne aber auch über die Kommentarfunktion des Hotellerie-Blogs!


3 Kommentare
Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

luthe@hotellerie.de
3 Bemerkungen :

25/10/2021 22:01 von Rainer Willing / eRWe-Service Rainer Willing

Das Grundübel der Kommunikation im Internet ist die Tatsache, dass der Missbrauch durch die Anonymität begünstigt wird. Hier ist ein entscheidender Fehler in den Anfängen gemacht worden, indem man massenhaft über aol, google, gmx etc e-Mail Adressen zuließ, ohne dass deren Nutzer ihre Identität offenbaren muss. Das kostet weltweit Billionen USD an überflüssig investierter Zeit, die e-Mail-Empfänger mit Fakes, Computerviren und Müll verbringen müssen, um die wenigen brauchbaren/nützlichen e-Mails herauszufiltern. Das Alles hätte vermieden werden können, wenn Politik vorausschauend handeln und weltweit gemeinsame Standards für die globale Kommunikation festgelegt hätten. e-Mail Adr dürften nur an behördlich gemeldete Anschriften/Personen vergeben werden. Traumhafte Zustände, die wir einmal hatten!
Rainer Willing von gastronomie.de

27/10/2021 10:03 von Markus Luthe / Hotelverband Deutschland ((IHA)

Zum Thema:


„Almost 1m Tripadvisor reviews in 2020 found to be fraudulent. In total Tripadvisor penalised 34,605 properties for fraudulent activity and banned 20,299 members.“


https://www.theguardian.com/travel/2021/oct/27/almost-1m-tripadvisor-reviews-in-2020-found-to-be-fraudulent

21/01/2022 09:03 von Markus Luthe / Hotelverband Deutschland (IHA)

Die EU-Kommission hat hierzu eine aktuelle Studie veröffentlicht:


https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/onlinebewertungen-kritik-101.html">https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/onlinebewertungen-kritik-101.html


"Viele Onlineshops bauen ihren Erfolg auf positiven Kundenbewertungen auf. Doch wie verlässlich sind diese Ratings? Die EU-Kommission äußert Zweifel - auf Grundlage einer aktuellen Untersuchung."

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