Wählerisch sein!

Markus Luthe / 01.08 2013

icon min Lesezeit

icon 0 Kommentare

Zurück
1SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück am 31. Juli 013 in Berlin bei der Präsentation der Wahlkampf-Plakate seiner Partei; Foto: Hannibal / dpa
1SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück am 31. Juli 013 in Berlin bei der Präsentation der Wahlkampf-Plakate seiner Partei; Foto: Hannibal / dpa

 

Blog von Markus Luthe zur Bundestagswahl

Was hat er denn da schon wieder gesagt? Das Medienecho auf meinen Klartext-Vortrag beim legt Ungeheuerliches nahe: „Verbände mischen sich ein“ (AHGZ) und „Umsatzsteuer: Hotellerie mischt sich in Wahlkampf ein“ (fvw) lauteten jedenfalls die Schlagzeilen. Hat er etwa Parteipolitik statt Branchenpolitik gemacht? Mitnichten! Ein verbandlicher Paradigmenwechsel liegt nicht vor.

Ich habe aber die Gelegenheit genutzt, die zahlreich anwesenden Sales- und Marketingexperten zu fragen, wer sich zutraue, ab dem 1. Januar 2014 eine Preissteigerung von 12 oder gar 17 Prozentpunkten in seinem Markt durchzusetzen? Es hat sich niemand gemeldet. Und wenn doch einer so tollkühn gewesen wäre, hätte ich ihn gefragt: Und warum machen Sie es dann nicht heute schon?


Genau dieses Szenario aber droht allen Beherbergungsbetrieben in Deutschland im Falle eines Wahlsieges der jetzigen Oppositionsparteien bei der Bundestagswahl. SPD und Grüne haben die unverzügliche Mehrwertsteuererhöhung für Campingplätze, Pensionen und Hotels in ihre Wahlprogramme geschrieben und würden dies erklärtermaßen innerhalb der ersten 100 Tage nach ihrer etwaigen Machtübernahme auch exekutieren. Daran kann kein vernünftiger Zweifel bestehen. Man nennt so etwas auch „Symbolpolitik“.

Mehr noch: Mit dem Hoteliers-Bashing machen beide Parteien weiter aktiv Kampagne. Die Branche eignet sich wohl einfach zu gut als Projektionsfläche für Neiddebatten und simplifizierende Botschaften. Eine fachliche Auseinandersetzung mit der Erfolgsbilanz dieser schwarz-gelben Regierungsentscheidung hat nie stattgefunden. Doch diese Maßnahme brachte der Hotellerie nicht nur endlich Fairness im internationalen Wettbewerb (24 von 28 EU-Staaten wenden reduzierte MwSt.-Sätze für ihre Hotellerie an), sie löste u.a. auch Zusatzinvestitionen in Milliardenhöhe und einen beispiellosen Jobboom aus: So entstanden nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen den Stichtagen 31. Dezember 2009 und 31. Dezember 2012 im deutschen Beherbergungsgewerbe 22.108 zusätzliche, sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse! Das entspricht einem Plus von 9,0 Prozent (Gesamtwirtschaft +6,0 Prozent).

Diese Fakten sollen im Wahlkampf offensichtlich ausgeblendet werden. Deshalb habe ich mir auch erlaubt, darauf mal ein wenig „plakativer“ aufmerksam zu machen. Im deutschen Gastgewerbe finden knapp 2 Millionen Menschen Beschäftigung, die für ihre Belange zumindest den gleichen Respekt wie Beschäftigte anderer Wirtschaftszweige verdienen. Und selten haben sich um die Wählergunst ansonsten buhlende Oppositionsparteien halt so eindeutig gegen ein zentrales und mehr als legitimes Branchenanliegen positioniert.

 


0 Kommentare
Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

luthe@hotellerie.de
Sei der erste der kommentiert

Kommentar hinzufügen

×
Name ist erforderlich!
Geben Sie einen gültigen Namen ein
Gültige E-Mail ist erforderlich!
Gib eine gültige E-Mail Adresse ein
Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Weitere
16.04.2025 von Markus Luthe
Ton ab?

Es ist zugegebenermaßen ein nur mäßig beschallter Nebenschauplatz. Aber weil auch der schnell prohibitiv teuer werden kann, kümmern wir uns im Hotelverband gerade intensiv mit der zukünftigen Vergabe von Frequenzen aus dem sogenannten Ultrahochfrequenz-Band (UHF). Das Thema mag weder für die breite Öffentlichkeit noch für Hospitality Professionals eine Herzensangelegenheit sein, doch es illustriert ganz gut unser Verständnis von Verbandsarbeit für die Branche. Und deshalb schalte ich hier mal „den Ton an“.

01.04.2025 von Markus Luthe
April, April

Die aprilscherzfreien Corona-Ausfalljahre liegen hinter uns und dennoch bleibt einem das Lachen angesichts der (geo)politischen Herausforderungen mitunter im Halse stecken... Umso mehr Motivation, meine kleine „Tradition“ fortsetzen und die besten Aprilscherze mit Branchenbezug einem absolut subjektiven Ranking zu unterziehen!

18.02.2025 von Markus Luthe
Unter Wikingern
Frontansicht des Hotel Wikingerhof in Kropp. Ein weißes Gebäude mit blauer Beschriftung (Hotelname).

Wieder einmal zählt die Booking Holdings laut fvw-Bericht vom 11. Februar 2025 zu einem illustren Kreis von Online-Portalen, die Verbraucherschützern wegen der Verwendung von „Mondpreisen“ und „Scheinrabatten“ besonders negativ auffallen. Warum verwundert mich das bloß nicht mehr? Das irreführende Vorgehen des Unternehmens hat Methode. Schon vor zehn Jahren beklagte sich unser Mitglied Wikingerhof im schleswig-holsteinischem Kropp über eine unverschämt bis dreiste Preisaktion von Booking.com: Obwohl der Wikingerhof im Sommer 2015 überhaupt keine Preissenkung vornahm, verpasste ihm Booking.com einfach ungefragt einen „50% Rabatt“ Banner. Die Preise waren also trotz des marktschreierischen Solos des Buchungsportals gleichgeblieben und die aufgrund der nun überzogenen Erwartungshaltung der Gäste negativen Bewertungen ließen sich nicht lange auf sich warten: „Bei einem Haus Ihrer Kategorie hätten wir erwartet…“