Überraschungseier

Markus Luthe / 26.03 2013

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Blog von Markus Luthe zum Marketing vom 26. März 2013

Das Internet hat die Vielfalt im Hotelvertrieb enorm bereichert und brütet immer neue Vertriebsvarianten aus. Die schrillsten und buntesten Pop-ups, die jüngst in den Vorgärten der Hotels landeten, sind dabei sicher die sogenannten Same-Day Hotel Booking Apps. Sie versprechen eine Resteverwertung unveräußerter Räumlichkeiten am Tage des Ablaufs ihres Mindesthaltbarkeitsdatums und sind mit – für den Suchenden verführerischen – Produktaufschriften verziert wie: oder „It’s early enough“!

Das Henne-Ei-Phänomen lässt sich in diesem Zusammenhang noch recht eindeutig aufklären, denn am Anfang der Entwicklungsgeschichte dieser Schnellen Brüter steht wohl das US-amerikanische Original Hotel Tonight mit seinen Bis-zu-70%-Deals. In Europa pellten sich dann im letzten Jahr zahlreiche Start-up-Klone aus der Schale wie JustBook, BookitNow oder Blink. Diese sahen sich ihrerseits noch vor dem Morgengrauen bereits heftigen Pickereien seitens der etablierten Kampfhähne ausgesetzt, die mit Same-Day Booking Apps wie Hotels Now powered by HRS oder B. Tonight powered by Booking.com reagierten.

Und wo soll darin die Krux für die Hotellerie liegen?

Gegenwärtig erfolgen noch 79 Prozent der hotelspezifischen Suchanfragen bei Google von klassischen Desktops oder Notebooks, allerdings mit stark rückläufiger Tendenz. Die Wachstumstreiber in diesem Bereich sind Suchanfragen über Smartphones (14 Prozent) und Tablet Computer (7 Prozent). Schon nächstes Jahr könnte die Zahl der Zugriffe auf das Internet von mobilen Geräten aus größer sein als die von stationären Geräten. Bei Expedia werden etwa schon heute 20 Prozent der Transaktionen von einem mobilen Gerät aus getätigt.

Und über diesen Zukunftsmarkt mobiler Buchungen vernimmt der Kunde derzeit nur eine gackernde, scharrende Botschaft: Deal, Diskount, Deal. Während viele Hotels versuchen, dem Kunden eine möglichst frühzeitige Buchung schmackhaft zu machen, erziehen andere ihn zum verlässlichen Rosinen-Picker auf den letzten Drücker. Das Marktresultat ist vorhersehbar und die „18 Uhr-Buchung“ wird sich einmal mehr als Achilles-Ferse der Hotellerie erweisen.

Dabei entpuppt sich so manche Same-Day Hotel Booking App schon heute als Überraschungsei: Gestartet waren sie fast alle mit dem gleichen Original-Konzept, Buchungskontingente frühestens mittags um 12 Uhr buchbar zu machen. Still und leise wurden dann gravierende Justierungen am Geschäftsmodell vorgenommen: Der eine öffnete die Tore schon um 10 Uhr, der nächste gleich um 6 Uhr am selben Tag. Heute bieten einige als Some-Day App Hotelzimmer auch schon fünf Tage im Voraus oder gleich über ein eigenes Internet-Buchungsportal jenseits des mobilen Gehäuses an. Die Gatter zur Freilandhaltung stehen sperrangelweit geöffnet.
 

Bild: BizTravel / Jens Görlich

À propos Überraschungsei:

In den USA, dem Heimatmarkt der Same-Day Apps, scheint es in Sachen korrekter Etikettierung erheblicher penibler als in Europa zuzugehen: Eine Lufthansa-Stewardess musste jüngst eine Strafe von 300 US-Dollar bezahlen, weil sie mit einem Überraschungsei im Gepäck ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten einreisen wollte. Dort verbietet nämlich ein Gesetz aus dem Jahr 1938, ungenießbare Objekte in Lebensmitteln zu verstecken…


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Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

luthe@hotellerie.de
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