Blog von Markus Luthe zu Massenmails

Wer hat sie nicht schon in den unendlichen Weiten seines Spam-Filters entdeckt, immer und immer wieder? Rudimentär formatierte, mit Rechtschreibfehlern gespickte, dafür aber mit vertraulicher Anrede garnierte Massenmails. Mal bitten Sie uns flehentlich, einer unverschuldet in Not geratenen, aber dennoch vermögenden Familie auf dem afrikanischen Kontinent bei einer Geldtransaktion zu helfen, mal bietet uns eine südkoreanische Bank in Hongkong generös an, ihr bei einem wichtigen Investment assistieren zu dürfen.
90 Prozent der geschätzt 200 Milliarden E-Mails täglich sind solcher . Die kriminelle Masche der Versender wird vom Bundeskriminalamt als „Vorschussbetrug“ kategorisiert und umgangssprachlich auch unter der Überschrift „Nigeria-Connection“ geführt. Man hat sich resignierend daran gewöhnt.
Heute jedoch war Premiere: Ich erhielt keine E-Mail mit solchem Junk, sondern einen veritablen Luftpostbrief aus Südafrika, mit Briefmarke (samt Chamäleon!), handgeschriebener Adresse und einer natürlich haarsträubenden Story. Spam goes offline!
Dabei scheint es sich nach der Blütezeit der Massenspams via Internet um ein veritables Zurück zu den Wurzeln zu handeln, denn Vorschussbetrug per Briefpost soll schon seit dem 16. Jahrhundert bekannt sein.
Nimmt die Konversionsrate der oberflächlichen Massenmails schon dermaßen stark ab, dass sich die aufwändige Investition in einen Briefumschlag, eine Fotokopie, eine Briefmarke und ein wenig Rechtschreibung wieder zu rentieren beginnt?
Erstickt das World Wide Web am Mailmüll und abnehmenden Skalenerträgen des Spammens, so dass sich gar ein „Aufmerksamkeitdefizitsyndrom“ als Schicksal der Internet-Kommunikation abzeichnet?
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