Hinter den Punkt gebracht

Markus Luthe / 12.10 2012

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Blog von Markus Luthe zum Online-Marketing

Der Namensraum im Internet wird ab dem nächsten Jahr erweitert und „sprechender“ werden. Neben den bisher schon in Deutschland verbreiteten Top-Level-Domains (TLDs) wie .de, .eu, .com, .org oder .info werden weitere Endungen hinter dem obligatorischen Adresspunkt zur Verfügung stehen. Insgesamt sind 1.930 entsprechende Anträge frist- und formgerecht – und schon jetzt mit jeweils 150.000 Euro bezahlt – bei der Internetadressverwaltung (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) eingegangen, die nun die Qual der Wahl hat. Und die Verantwortung.

Auf jeden Fall wird das Set der TLDs bunter werden - und auch markendominierter. Denn laut offizieller ICANN-Liste wünschen sich die Antragssteller nicht nur Anhängsel wie .berlin, .bayern, .baby, .bank, .doctor oder .law, sondern auch Firmennamen wie .tui, .edeka oder .deutschepost. Ach ja: Und Google möchte übrigens .google, .youtube und .lol auf sich registriert sehen. LOL!

Erheblich wichtiger und von strategischer Bedeutung für die Hotellerie wird sein, wer die neue generische TLD „.hotel“ einrichten und betreiben darf. Sieben Firmen haben sich darum beworben, darunter mit der jetzt in Luxemburg ansässigen HOTEL Top-Level-Domain S.à.r.l. der eindeutige Favorit der Hotellerie weltweit. Denn nur dieser Interessent hat sich vorab mit der Hotellerie und ihren Verbänden weltweit in Verbindung gesetzt und setzt auf ein faires, transparentes Modell. Die HOTEL Top-Level-Domain S.à.r.l. ist Preferred Partner des Hotelverbandes und wird u.a. von der International Hotel & Restaurant Association (ih&ra), der American Hotel & Lodging Association (AH&LA) und HOTREC Hospitality Europe unterstützt. 

So ist mit diesem Partner unter anderem fest vereinbart, dass die Hotelmarkennamen der 300 größten Hotelunternehmen für die Markeninhaber kostenfrei reserviert bleiben, ebenso wie Markeninhaber ein Vorrecht bei der Registrierung haben. Bei konfliktären Anmeldungen werden zudem faire und transparente Entscheidungskriterien greifen. Im eingerichteten Advisory Board der HOTEL Top-Level-Domain S.à.r.l. hat der Hotelverband Deutschland (IHA) von Anfang an Sitz und Stimme.

Warum engagieren wir uns so sehr für diesen neuen Internet-Namensraum? Vordergründig ist er eine einmalige Gelegenheit für Hotels, die bisher mit einer eher ungünstigen Webadresse auskommen mussten, sich diesbezüglich noch einmal besser zu positionieren. Strategisch wichtiger ist die einmalige Chance, auf Branchenbedürfnisse zugeschnitten einen Internet-Namensraum besonderen Vertrauens aufbauen zu können. Wir wollen dafür Sorge tragen, dass unter dieser TLD ausschließlich Hotels und eben keine OTAs oder andere Externe auftreten können. Der Internetnutzer soll sicher sein, dass er auch wirklich direkt bei einer Hotel-Website landet und bucht. Ein dermaßen vorgefilterter und stetig kontrollierter Internetraum dürfte seinen Nutzern auch beim Google-Ranking einen klaren Vorteil verschaffen. 

Und die anderen sechs Bieter? Fünf davon sind bei uns eher unbekannte Internetfirmen, von denen keine vor oder während der Bieterphase den Dialog mit der betroffenen Branche gesucht hat oder auch nur zukünftig suchen wird. Der Sechste ist gar ein Altbekannter: Mit Booking.com versucht eine Buchungsplattform als alleiniger Domain-Registrant alle Fäden in seine Hand zu bekommen, wie es jetzt auch der renommierte Traveltech Blog Tnooz aufgegriffen hat.

Der Hotelverband Deutschland (IHA) hat auch hiergegen rechtzeitig seine Stimme erhoben und offiziell bei ICANN Einspruch eingelegt. Wir hoffen sehr, dass die Internetadressenverwaltung nicht gegen die berechtigten Schutzinteressen einer gesamten Branche entscheiden wird!

Können Sie derweil als Hotel schon etwas veranlassen, um sich nach Möglichkeit Ihre .hotel-Domain vorzeitig zu sichern? Bereits seit einigen Monaten können bei einigen Registraren Interessenten die neuen generischen Top-Level-Domains unverbindlich vorreservieren lassen. Diese Voreintragungen können nach der Zulassung von .hotel jedoch nur dann in verbindliche Registrierungen umgewandelt werden, wenn die Interessenten die Registrierungsbedingungen für .hotel auch tatsächlich erfüllen. Dazu zählt bei unserem Favoriten dotHotel, dass eben nur Hotels und Hotelverbände Domainnamen unter .hotel registrieren dürfen. Dies wird vom Betreiber für jede einzelne Registrierung überprüft werden. 

Aber selbst wenn eine Vorreservierung diese Bedingung erfüllt, ist nicht gesichert, dass nicht ein namensgleiches Hotel die Domain registrieren wird. Am ersten Tag der freien Registrierung von .hotel-Domains entscheiden dann nicht beeinflussbare technische Verfahren (sog. Round-Robin-Verfahren) nach dem Zufallsprinzip darüber, welche Registrierungen von welchem Registrar zu welchem Zeitpunkt an die Systeme von dotHotel übergeben werden. Bei .hotel gilt dann das „first-come, first-served“-Prinzip, das sich bei der Domainvergabe grundsätzlich bewährt hat. 

Wichtig ist also mit Beginn der Registrierungen für .hotel entweder bereits in der sogenannten Sunrise-Phase eine Registrierung auf der Basis von Kennzeichenrechten oder aber anschließend spätestens am ersten Tag der freien Registrierung einen Registrar mit der Registrierung der Wunsch-Domains zu beauftragen. Wir werden die Verbandsmitglieder selbstverständlich über die jeweiligen Registrierungsphasen stets rechtzeitig auf dem Laufenden halten.

Ihr


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Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

luthe@hotellerie.de
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