Himmlische und andere Eingaben
Blogpost von Markus Luthe zu Bewertungsportalen
Den heute beginnenden Besuch des Papstes in Berlin möchte ich zum Anlass einer sehr weltlichen Randnotiz zum profanen Thema „Bewertungswebsite“ nehmen. Denn vor einigen Tagen entdeckten wir, dass sich nicht nur Ärzte, Lehrer oder Hoteliers den Bewertungen des Web 2.0 stellen müssen, sondern auch der Heilige Vater.
Auf dem Portal Hirtenbarometer kann die deutsche Internet-Gemeinde ihre Pfarrer und Pastoren in den Kategorien „Gottesdienst“, „Glaubwürdigkeit“, „Am Puls der Zeit“, „Jugend-Arbeit“ und „Senioren-Arbeit“ mit jeweils bis zu sechs Punkten preisen. Papst Benedikt XVI. erhält derzeit von seinen virtuellen Schäfchen - mit zugegebenermaßen noch einigem Spielraum nach oben - die Gesamtnote 3,83. Einige Bewertungen davon sollten allerdings sicher zeitnah dem nächst gelegenen irdischen Beichtstuhl überantwortet werden.
Das Hirtenbarometer scheint mir von der noch deutlich auszubauenden Nutzerzahl abgesehen unter mindestens zwei Webfehlern zu leiden, die auch bei den Hotelbewertungsportalen auftreten: Die Offenheit und das Cluster. Die Aussagen zur Qualität der Gottesdienst-Performance müssten doch ganz unterschiedlich danach gewichtet sein, ob der Bewertende regelmäßiger Kirchgänger ist, sich nur zur Christmette in der Gemeinde blicken lässt oder gar ganz aus der Kirche ausgetreten ist. Auch sind nähere Informationen zur Soziodemographie (Konfession, Alter, Familienstand) notwendig, um den Gottesdienstbesuchern wirkliche Orientierung zu geben oder der Gemeinde Positionsbestimmungen zu ermöglichen.
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