Blog von Markus Luthe zu Social Media vom 3. Juni 2011
„Gefällt mir“ schlägt „googeln“: Von Januar bis November 2010 konnte Facebook laut 8,9 Prozent aller Seitenaufrufe in den USA und damit erstmals mehr als Google auf sich vereinen, das es auf 7,2 Prozent brachte. Selbst als Klick-Lieferant für Nachrichtenportale ist Facebook (6-8 Prozent des News-Traffics) laut Pew Research Center eine beachtenswerte Größe geworden, wenn auch noch deutlich hinter Google (30 Prozent des News-Traffics). 700 Millionen Nutzer weltweit zählt Facebook heute, 20 Millionen davon in Deutschland; jeder zweite Internetnutzer in Deutschland hat somit bereits ein Facebook-Profil.
Bei allem verständlichen Hype scheint mir selbst in der Fachdiskussion zum Phänomen einiges aus dem Ruder zu laufen. So fragt der renommierte Marketing-Blog {grow} doch allen Ernstes, ob nicht die Zeit gekommen sei, die eigene Homepage für die Facebook-Fanseite aufzugeben: „Is it time to surrender to Facebook?“
Wie kann man ernsthaft erwägen, die eigene Homepage, sein Gesicht in der Menge, seine eigene Buchungs-Landingpage aufzugeben? Wie kann man seine eigene Markenkommunikation ausschließlich in die Hände einer fremden Marke legen?
Eine Studie von Mindshare sollte zur Warnung gereichen: Danach nimmt das gemeine Facebook-Mitglied von Marken und Werbung nur am Rande Notiz. Lediglich 20 Prozent der Nutzer erwarten auf Facebook eine Marken-Präsenz. Jene Nutzer, die Fan einer Markensite sind, kannten das Produkt in der Regel schon vorher.
Deswegen scheint Facebook für das Neukundengeschäft kaum brauchbar. Die meisten Menschen tummelten sich bei Facebook, um sich dort mit und übereinander auszutauschen. 84 Prozent der Studienteilnehmer seien auf der Plattform, um „zu schauen, was die Freunde machen“ und lediglich elf Prozent suchen dort nach Marken oder Produkten.
Anders ausgedrückt: Die Marke, die auf Facebook alle anderen dominiert, ist Facebook.
Wie gefährlich es sein kann, mit der eigenen Markenkommunikation auf Facebook zu spielen, musste jüngst der Spülmittelhersteller Henkel erfahren, der auf Facebook ein neues Motiv für seine Pril-Spülmittelflaschen ausschrieb. Ihm flog ein veritabler Shitstorm um die Ohren, da er sich mit seinem Designwettbewerb letztlich nicht den Spielregeln des Mediums unterwerfen wollte.
Die Quintessenz: Jagen Sie nicht jeder Seifenblase 2.0 nach. Bewahren Sie sich Ihr Gesicht im Web – neben Facebook!
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