Ferienwohnung Mittendrin

Markus Luthe / 06.03 2014

icon min Lesezeit

icon 0 Kommentare

Zurück

Blog von Markus Luthe zur Sharing Economy

Türschild in Berlin-Mitte, fotografiert in unmittelbarer Nähe des Verbändehauses "Handel - Dienstleistung - Tourismus".
Türschild in Berlin-Mitte, fotografiert in unmittelbarer Nähe des Verbändehauses "Handel - Dienstleistung - Tourismus".

Heute um 16:30 Uhr steht beim ITB Hospitality Day in Halle 7.1b, Saal London, ein heiß diskutiertes Thema auf der Agenda: „Sozialer Tourismus oder Graumarkt?“ Es wird um den Boom der Privatzimmer-Vermittler und die Macht von Peer-2-Peer gehen.

Für mich ist klar:

Ja, es darf nicht mit zweierlei Maß bei Brandschutz, Sicherheit, Melderecht, Hygiene und Besteuerung gemessen werden. Gleiches Recht für alle Marktteilnehmer, gleiches Schutzniveau für alle Gäste.

Ja, es ist gesellschaftlich nicht hinnehmbar, dass knapper Wohnraum zu illegalen Hotels zweckentfremdet wird. Das Verwaltungsgericht Berlin hat völlig Recht: Die Vermietung von Ferienwohnungen in Wohngebieten ist rücksichtslos.

Ja, und ich werde auch weiterhin breit grinsend jeden der Sharing Economy immanenten Skandal nur zu gerne ans Licht der Öffentlichkeit befördern. Das können verwüstete und ausgeraubte Wohnungen temporäre Bordelle, mobile Massagestudios, Drogenerfahrungen oder auch fauchende Haustier-Restanten sein. Fortsetzung folgt bestimmt.

Aber kann das allein die Antwort der Branche sein? Ich denke Nein.

Wir sind sicher gut beraten sind, uns intensiver mit dem Phänomen auseinanderzusetzen. Wir müssen tiefgründiger verstehen, warum eine wachsende Gästezahl eine Privatunterbringung dem Hotelaufenthalt vorzieht – wenn sie das wirklich tut. Ist es des vermutet niedrigeren Preises wegen? Oder wegen des Nervenkitzels?

Vielleicht ist das Hauptmotiv aber auch eine „soziale Anbindung“ an den Amateur-Gastgeber in der Sharing Economy? Das angeregte Gespräch mit anderen interessanten Persönlichkeiten in einer privaten Atmosphäre? Die Empfehlung des Lieblingsitalieners in einer Nebenstraße der Nachbarschaft durch den Vermieter?

Vielleicht bietet sich ja seitens Hotellerie auch ein testweises Mitmachen auf den Peer-2-Peer-Portalen an, um mit genau dieser Zielgruppe vor Ort ins Gespräch zu kommen und deren Buchungsverhalten zu ergründen?

Es bedarf jedenfalls auch einer Reaktion der Hotellerie im Produkt auf diese Kampfansage. Wir sind die Profi-Gastgeber und wir können den oben vermuteten Buchungsmotiven eigentlich besser und nachhaltiger gerecht werden.

Möglicherweise benötigen wir dazu auch einen anderen Umgang und Zugang zu Sozialen Medien. Ganz sicher auch einen entsprechenden Mitarbeiter-Typus und ein offenes Arbeitsklima. Aber auch neue Hotelkonzepte mit kommunikativen Lounge-Konzepten in lockerer Atmosphäre sind gefragt. Immer mehr neu eröffnete oder relaunchte Hotels nehmen diese Herausforderung jedenfalls erfreulicherweise mit Priorität an.


0 Kommentare
Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

office@hotellerie.de
Sei der erste der kommentiert

Kommentar hinzufügen

×
Name ist erforderlich!
Geben Sie einen gültigen Namen ein
Gültige E-Mail ist erforderlich!
Gib eine gültige E-Mail Adresse ein
Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Weitere
19.01.2024 von Markus Luthe
Gesslerhut digital

Wäre diese Meldung am 1. April veröffentlicht worden, hätte ich sie direkt in meine jährliche April Fools Top Ten aufgenommen: Deutschland zweitgrößte Mehrzweckhalle an der Berliner East Side Gallery, die Heimat der Eisbären und der Albatrosse, wird schon bald nicht mehr „Mercedes-Benz Arena“, sondern „Uber Arena“ heißen. Der Platz vor der Arena wird von „Mercedes Platz“ auf „Uber Platz“ umgetauft und die angrenzende „Verti-Music Hall“ wird zur „Uber-Eats-Music-Hall". So einen Fast-Speed-Happen muss man erstmal verdauen…

01.01.2024 von Markus Luthe
Ausblick

Jahresanfang – Zeit für einen Ausblick auf das, was das neue Jahr mit sich bringt. Vor 12 Monaten habe ich an dieser Stelle erstmals auf künstliche Intelligenz gesetzt und meinen Blogpost "Annus horribilis" ChatGPT anvertraut. Nun, rückblickend betrachtet hat sicher nicht nur die KI noch Luft nach oben… Was wird in diesem Jahr wichtig werden? Auch wenn es nahe liegen könnte, nun den Neujahrsbogen vom Mehrwertsteuerschock über die Fußball-EM bis zum andauernden Krieg in unserer Nachbarschaft zu spannen, möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein anderes Ereignis lenken, dass für unsere gesellschaftliche, wirtschaftliche und damit auch touristische Zukunft von enorm unterschätzter Bedeutung sein wird: Die Europawahlen am 9. Juni 2024!

07.11.2023 von Markus Luthe
Löchrig

Wann haben Sie eigentlich zum ersten Mal entdeckt, ob Ihr Handy 5G-tauglich ist? Bei mir war es vor ein paar Jahren bei einem Besuch in Estland, als zum ersten Mal „5G“ auf meinem Handy-Display aufleuchtete. Hier in Deutschland hatte ich erst letztes Jahr Premiere. Immerhin ist so jetzt wenigstens auch das Mobilfunkloch in meinem Büro im Berliner Verbändehaus in 400 Meter Entfernung vom Reichstag gestopft worden: Ich bin jetzt mit 2 von 5 Feldstärke-Balken im 5G-Zeitalter angekommen… Yeah?