Ferienwohnung Mittendrin
Blog von Markus Luthe zur Sharing Economy
Heute um 16:30 Uhr steht beim ITB Hospitality Day in Halle 7.1b, Saal London, ein heiß diskutiertes Thema auf der Agenda: „Sozialer Tourismus oder Graumarkt?“ Es wird um den Boom der Privatzimmer-Vermittler und die Macht von Peer-2-Peer gehen.
Für mich ist klar:
Ja, es darf nicht mit zweierlei Maß bei Brandschutz, Sicherheit, Melderecht, Hygiene und Besteuerung gemessen werden. Gleiches Recht für alle Marktteilnehmer, gleiches Schutzniveau für alle Gäste.
Ja, es ist gesellschaftlich nicht hinnehmbar, dass knapper Wohnraum zu illegalen Hotels zweckentfremdet wird. Das Verwaltungsgericht Berlin hat völlig Recht: Die Vermietung von Ferienwohnungen in Wohngebieten ist rücksichtslos.
Ja, und ich werde auch weiterhin breit grinsend jeden der Sharing Economy immanenten Skandal nur zu gerne ans Licht der Öffentlichkeit befördern. Das können verwüstete und ausgeraubte Wohnungen temporäre Bordelle, mobile Massagestudios, Drogenerfahrungen oder auch fauchende Haustier-Restanten sein. Fortsetzung folgt bestimmt.
Aber kann das allein die Antwort der Branche sein? Ich denke Nein.
Wir sind sicher gut beraten sind, uns intensiver mit dem Phänomen auseinanderzusetzen. Wir müssen tiefgründiger verstehen, warum eine wachsende Gästezahl eine Privatunterbringung dem Hotelaufenthalt vorzieht – wenn sie das wirklich tut. Ist es des vermutet niedrigeren Preises wegen? Oder wegen des Nervenkitzels?
Vielleicht ist das Hauptmotiv aber auch eine „soziale Anbindung“ an den Amateur-Gastgeber in der Sharing Economy? Das angeregte Gespräch mit anderen interessanten Persönlichkeiten in einer privaten Atmosphäre? Die Empfehlung des Lieblingsitalieners in einer Nebenstraße der Nachbarschaft durch den Vermieter?
Vielleicht bietet sich ja seitens Hotellerie auch ein testweises Mitmachen auf den Peer-2-Peer-Portalen an, um mit genau dieser Zielgruppe vor Ort ins Gespräch zu kommen und deren Buchungsverhalten zu ergründen?
Es bedarf jedenfalls auch einer Reaktion der Hotellerie im Produkt auf diese Kampfansage. Wir sind die Profi-Gastgeber und wir können den oben vermuteten Buchungsmotiven eigentlich besser und nachhaltiger gerecht werden.
Möglicherweise benötigen wir dazu auch einen anderen Umgang und Zugang zu Sozialen Medien. Ganz sicher auch einen entsprechenden Mitarbeiter-Typus und ein offenes Arbeitsklima. Aber auch neue Hotelkonzepte mit kommunikativen Lounge-Konzepten in lockerer Atmosphäre sind gefragt. Immer mehr neu eröffnete oder relaunchte Hotels nehmen diese Herausforderung jedenfalls erfreulicherweise mit Priorität an.
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