Congesting
Blog von Markus Luthe zur Distribution
Der Marktanteil der Online-Buchungsportale nimmt kontinuierlich und vor allem immer noch schneller zu als derjenige der Direktbuchungen über die Hotelhomepage. Auch in Deutschland. Die Ursachen hierfür sind sicher alles andere als monokausal zu erklären.
Aber unfaire Marktpraktiken der drei den Markt dominierenden Buchungsportale haben garantiert dazu beigetragen: Als Methoden auffällig und von uns kritisiert wurden dabei schon das , das Domaingrabbing, volumenmäßig aber vor allem das Brandbidding. Mir scheint, wir dürfen diese Liste der Online-Fouls ohne Anspruch auf Vollständigkeit noch um eine neue Wettbewerbspraktik ergänzen: Das Congesting.
Wenn man ein neues Phänomen entdeckt, genießt man auch das Privileg ein Schlagwort zu seiner Beschreibung zu finden. Ich habe mich für „Congesting“ entschieden, weil der Begriff die Technik des Verschmutzens und Verstopfens eines Distributionskanals auch lautmalerisch gut widerspiegelt.
Es geht um Hotelvideos auf YouTube, die für die organischen Suchergebnisse der Hotels eine immer bedeutendere Rolle spielen. Nach Google selbst ist die Tochter YouTube längst die zweitgrößte Suchmaschine der Welt. War es also nur eine Frage der Zeit, bis Online-Buchungsportale auch dort unter dem Namen des Hotels ihre Videos hochladen?
Aus Mitgliederkreisen wurden wir jetzt jedoch auf eine besonders schmutzige Methode aufmerksam gemacht: Uns liegen für Dutzende deutsche Städte YouTube-Einträge auf individuelle Hotelnamen nach dem Muster „Hotelname, Best Hotels in Musterstadt, Germany“ mit dem immer gleichen Bild vor. Verlinkt werden die Videobeiträge dann ziemlich platt und billig zu „Click here to Reserve Now: http://www.booking.com/hotel/de/hotelname. Easiest Way To Book Cheap Hotels!“
Eingestellt wurden die Serieneinträge bei YouTube allesamt durch ein Nutzer-Phantom namens „Giant Cla“. Ganz großes Kino mag man da vermuten, doch nicht einmal das: Denn alle vermeintlichen Videos lassen sich gar nicht abspielen, sind bloßer Fake. Die Suchmaschine YouTube wird also mit Video-Attrappen zugespamt, bloß um platte Backlinks zum Online-Buchungsportal der ganz peinlichen Art zu erzeugen.
Wo treiben sich eigentlich die Patrouillen der hochgelobten Pandas und Pinguine herum, wenn man sie mal braucht?
Die Kollegen der American Hotel & Lodging Association (AHLA) hatten erst im Herbst letzten Jahres eine Studie der GFK Custom Research zum Schwindel mit Online-Hotelportalen veröffentlicht: Sie ermittelten einen Umfang von 15 Millionen jährlich abgefischter Hotelbuchungen und einen Schaden von 1,3 Mrd. US-Dollar jährlich. Sechs Prozent der Verbraucher seien schon betroffen gewesen.
Checken Sie doch einmal den Auftritt Ihres Hauses auf YouTube, ob „Giant Cla & Co.“
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