"Beam me up, Hotelier!"

Markus Luthe / 22.09 2013

icon min Lesezeit

icon 0 Kommentare

Zurück

 

 

Blog von Markus Luthe zur Distribution

 

Im medialen Getöse immer neuer Umfragewerte ging in der letzten Wahlkampfwoche eine fast unter: Die Aktie von Priceline.com Inc. durchbrach am 18. September an der Wall Street mit 1.000,62 US-$ zum ersten Mal überhaupt die Schallmauer eines vierstelligen Börsenkurses, was zuvor erst acht anderen Unternehmen überhaupt gelungen ist. Die Aktie der Muttergesellschaft von Booking.com weist damit in diesem Jahr eine Kurssteigerung von 61% auf, während die Unternehmen des Standard & Poor 500 Index im Durchschnitt um 21% zulegten.

 

Werbeikone von Priceline ist seit vielen Jahren der kanadische Schauspieler William Shatner in seiner Rolle als „Negotiator“, besser bekannt aber als Captain James Tiberius Kirk aus der Serie „Raumschiff Enterprise“. Steckt also der legendäre Warp-Antrieb aus Star Trek hinter dem Kursfeuerwerk von Priceline.com / Booking.com? Es ist wohl eher die energische Ansage des Captains an den Maschinenraum: „Beam me up, Hotelier!“

 

Und die Entwicklung von Priceline.com / Booking.com ist kein Einzelfall unter den Buchungsportalen, wenngleich das US-amerikanische Unternehmen mit weitem Abstand Klassenprimus ist. Der IHA-Portalindex setzt die Börsenkurse Anfang des Jahres 2007 auf den Wert 100; die aktuellen Werte für den 20. September 2013 lauten:

Expedia 261,8
Hotel.de 138,6
Priceline.com 2.275,7
TripAdvisor[*] 270,6

 

 

Wie weit diese Börsenkurse der Hotelportale sich von denen der Hotellerie selbst entfernt haben, wird am IHA-Hotelindex sichtbar, der die Bedeutung der Aktienkursentwicklung der in der Regel internationalen Hotelketten für den Hotelmarkt in Deutschland gewichtet. Daran gemessen ist die Hotellerie charttechnisch gesprochen ein Underperformer, denn aktuell steht ihr Indexwert bei 76,5.

 

Mit anderen Worten: Während die Hotelaktien in den letzten sechseinhalb Jahren fast 25% ihres Wertes einbüßten, stieg der IHA-Portalindex im selben Zeitraum um mehr als das Dreizehnfache (!) auf den Wert von sage und schreibe 1.350,7. Nur zum Vergleich: Der Dow Jones stieg in dieser Zeit auf den Indexwert 124,9 und der DAX® auf 129,9.

 

Damit spiegeln auch die Börsenkurse eine bemerkenswerte Erkenntnis wider: Geld verdient man wohl weniger in der Hotellerie, als an der Hotellerie!

 


 

 

[*] Indexwert ermittelt im Verhältnis zur erstmaligen Börsennotierung der TripAdvisor Inc. an der NASDAQ am 07.12.2011 zu einem Kurs von 27,45 US-$.

 

 

 

 

 

 


0 Kommentare
Geschrieben von
Markus Luthe
Dipl.-Volkswirt / Hauptgeschäftsführer
Hotelverband Deutschland (IHA)

luthe@hotellerie.de
Sei der erste der kommentiert

Kommentar hinzufügen

×
Name ist erforderlich!
Geben Sie einen gültigen Namen ein
Gültige E-Mail ist erforderlich!
Gib eine gültige E-Mail Adresse ein
Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Weitere
28.06.2024 von Markus Luthe
Eher Turbo denn Torpedo

Am 6. Juni 2024 hat Generalanwalt beim Europäischen Gerichtshof Anthony Collins seine Schlussanträge in der Rechtssache Booking.com (C 264/23) veröffentlicht. Es geht im zugrundeliegenden Fall vor dem Bezirksgericht Amsterdam um Schadensersatzforderungen, die deutsche Hotels mit Unterstützung des Hotelverbandes Deutschland (IHA) von Booking.com für die jahrelange Verwendung kartellrechtswidriger Bestpreisklauseln fordern. Die Stellungnahme von Generalanwalt Collins hat (zu Recht) viel Aufmerksamkeit erregt, und eine Vielzahl von Kommentaren und Zusammenfassungen wurden seitdem veröffentlicht. Den Beitrag „Dutch Torpedo at Work“ von Silke Heinz nehme ich zum Anlass, einige einordnende Anmerkungen aus der Perspektive eines Prozessbeteiligten zu machen und einige Aspekte hervorzuheben, die meines Erachtens eine genauere Betrachtung verdienen.

02.06.2024 von Markus Luthe
Gatekeeper, Green Claims und Kraneburger

Heute in einer Woche haben wir die Wahl, die Europawahl. Und ich mache mir große Sorgen, dass eine geringe Wahlbeteiligung zu einer Destabilisierung der demokratischen Institutionen Europas führen könnte. Auch die Umfragen deuten weiter auf erhebliche Zugewinne populistischer und extremistischer Parteien hin, die äußersten Rechten könnten gar die stärkste Fraktion im Europaparlament stellen. Das Vertrauen darauf, dass diese Gruppierungen in der Regel untereinander so zerstritten sind, dass sie eine Fraktionsbildung schon nicht schaffen werden, ist mir als Brandmauer zu löchrig. Ausgerechnet jetzt, wo sich das Europäische Parlament im Kräftespiel der europäischen Institutionen über die Jahre einiges an Gewicht erobert hat, droht hier der parlamentarische Infarkt, Stillstand und Blockade…

01.04.2024 von Markus Luthe
April, April

Nach drei Corona-bedingten Ausfalljahren, blühten Aprilscherze mit Tourismusbezug im vergangenen Jahr endlich wieder auf. Ich freue mich daher, meine kleine „Tradition“ fortsetzen und die besten Aprilscherze mit Branchenbezug mit einem Ranking-Blogpost gebührend würdigen zu können. Frohe Ostern!