13,2 % Mehrwertsteuer
Blog von Markus Luthe zu Übernachtungskennziffern in Deutschland vom 2. März 2010
Im Auftrag der Wirtschaftsministerien des Bundes und der Länder hat das Deutsche Wirtschaftwissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr e.V. an der Universität München (besser kurz: dwif) eine bemerkenswerte Grundlagenstudie zu den Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland erstellt. Sie wirft ein helles Schlaglicht auf die chronisch unterschätzte ökonomische Bedeutung der Hotellerie im weiteren Sinn:
- Im Durchschnitt geben Übernachtungsgäste 116 Euro pro Kopf und Tag am Aufenthaltsort (ohne Hin- und Rückreise) aus. In gewerblichen Betrieben sind es 131,60 Euro, bei Übernachtung in Privatquartieren (<9 Betten) 72,40 Euro und beim Camping 45,80 Euro.
- Davon entfallen 43,3 % auf die Unterkunft inklusive Halb-/Vollpension, 18,9 % auf Verpflegungsausgaben in der Gastronomie und 17,2 % auf den Einzelhandel am Aufenthaltsort.
- Der Bruttoumsatz der Übernachtungsgäste in Deutschland über alle Unterkunftsarten vom Hotel- bis zum Privatzimmer betrug 53,0 Milliarden Euro.
- Das dwif hat hieraus Einkommensäquivalent in der ersten (direkten) und zweiten (indirekten) Umsatzstufe von 1,175 Millionen Personen errechnet, die in Deutschland durch den Übernachtungstourismus ihren Lebensunterhalt mit einem durchschnittlichen Volkseinkommen bestreiten können.
Viele der Übernachtungen sind übrigens gänzlich mehrwertsteuerbefreit, weil sie auf Vorsorge- und Rehakliniken, Jugendherbergen, Dauercamping oder Privatquartiere entfallen. Im Saarland liegt deren Anteil bei über 50 %, in Hamburg bei nur 5 %. Im Durchschnitt resultiert daraus ein durchschnittlicher Mehrwertsteuersatz von 13,2 %, der auf die Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland im Jahr 2009 angewandt wurde. So betrachtet ist die Einführung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes von 7 % auf Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben zum 1. Januar 2010 auch innerhalb Deutschlands ein Beitrag zur Herstellung von Steuergerechtigkeit.
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