Gast Author / 20.07 2015

icon min Lesezeit

icon 0 Kommentare

Zurück
© ClipDealer
© ClipDealer

 

Gastblog von Jens Riemann* zur unternehmerischen Freiheit

* Der Autor ist Chefredakteur des Magazins .


Unternehmerische Freiheit ist kostbar. Zum Beispiel die Freiheit, Preise nach eigenem Dafürhalten festzulegen. Eine Freiheit, die es für die meisten Anbieter in der Hotellerie lange nicht gab. Sie hatten ihre Preishoheit mehr oder weniger an die Buchungsportale verloren.

Jetzt stehen sie, unterstützt von tatkräftigen Interessenvertretern, auf und erobern sich ihre preispolitische Selbstbestimmung zurück. Der sogenannten Ratenparität, von vielen Hoteliers als Fessel empfunden, droht das europaweite Aus. Zum Verdruss jener Unternehmen, die am meisten von der Regelung profitiert haben. Und so verwundert der hartnäckige Widerstand von Portalen wie Booking.com ganz und gar nicht.

Geradezu abenteuerlich muten unterdessen Statements der European Technology and Travel Services Association (ETTSA) an, die Interessen verschiedener OTAs und GDSs vertritt. Werde die Ratenparität abgeschafft, drohe ein „Preisdiktat der Hoteliers“, verkündete die ETTSA kürzlich allen Ernstes.

Ein Preisdiktat der Hoteliers? Sind es nicht ihre Häuser, nicht ihre Zimmer, nicht ihre Tagungsräume, nicht ihre Spas, nicht ihre Restaurants und nicht ihre Bars, die Gästen Unterkunft, Unterhaltung und mehr bescheren? Haben sie nicht das gute Recht, für ihre Leistungen auch ihre Preise nach ihren Vorstellungen festzulegen? Sind es nicht die Hoteliers selber, die sich die Preise viel zu lange haben diktieren lassen?


Dass die ETTSA-Protagonisten obendrein die Chuzpe haben, zum Besten zu geben, die Hoteliers hätten im Falle abgeschaffter Ratenparität „die Lizenz, ihre Preise willkürlich zu erhöhen“, setzt der Dreistigkeit ihrer zweifelhaften Argumentation die kümmerliche Krone auf. Himmelschreiend ungerecht wäre es, sollten solche Einwürfe die Rechtslage in der Sache beeinflussen können.


Aber danach sieht es nach dem „Loi Macron“ vom 9. Juli 2015 glücklicherweise nicht aus. Das Gesetz verbietet Ratenparitätsklauseln in den Verträgen zwischen französischen Hoteliers und Online-Buchungsportalen (OTAs). Es dürfte Signalwirkung für Europa haben.

 


0 Kommentare
Sei der erste der kommentiert

Kommentar hinzufügen

×
Name ist erforderlich!
Geben Sie einen gültigen Namen ein
Gültige E-Mail ist erforderlich!
Gib eine gültige E-Mail Adresse ein
Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Weitere
28.10.2025 von Gast Author
Über das Pilotprojekt hinaus: Von KI-Experimenten zur Transformation von Hotels

Die Diskussion um Künstliche Intelligenz (KI) in unserer Branche hat sich von der Frage des Ob auf die des Wie verlagert. Unsere aktuelle Studie, die auf einer Umfrage bei 80 Hotels im Sommer 2025 basiert, bestätigt diese Dynamik: Über 70 % der Befragten halten KI für den Erfolg ihres Hotels innerhalb der nächsten zwei Jahre für wichtig.

Allerdings besteht eine klare und signifikante Lücke zwischen dem Bewusstsein für KI und der formalen strategischen Umsetzung. Während fast 40 % von Ihnen KI im Rahmen breiterer Digitalisierungsbemühungen diskutieren, hat nur eine kleine Minderheit (9 %) diese Themen in einem formalen Strategiedokument verankert. Diese Trägheit schafft eine KI-"Experimentierfalle".

15.07.2025 von Gast Author
Mit KI in die Zukunft: Wie sich Hotels von der Abhängigkeit von OTAs befreien können

Vor mehr als dreizehn(!) Jahren hat IHA-Hauptgeschäftsführer Markus Luthe einen Artikel zur Zukunft der Hotel-Distribution verfasst, in dem er nach einem „HotelWiki“ rief. Vielleicht bietet KI nun einen neuen Ansatz für ein globales HotelWiki als Ausweg aus dem Gefangenendilemma? 

In Ihrem Gastblog „Winning the AI Era: How Hotels Can Break Free from OTA Dependence“ analysieren Steve Kaufer (Mitgründer von Tripadvisor), Richard Holden (ehem. VP Product bei Google) und Sanjay Vakil (Mitgründer von DirectBooker), wie Künstliche Intelligenz die Vertriebsmacht von Online-Buchungsplattformen (OTAs) infrage stellen kann. Die Botschaft ist klar: Die KI-Ära bietet Hoteliers eine historische Chance, das Reiseökosystem zugunsten der direkten Anbieter zu verschieben. Aber dieses Zeitfenster wird nicht sehr lange offen bleiben. Schnelles Handeln ist geboten, bevor sich das Verhalten der Reisenden verfestigt, exklusive Geschäftsverträge abgeschlossen werden und die OTAs zum Standardkanal der KI-Suche werden.

07.05.2025 von Gast Author
Content ist viel mehr als Beiwerk

KI ist das neue Must-have – aber Differenzierung entsteht woanders. Die Hotelsuche verändert sich grundlegend: Weg von Zielorten, hin zu Bedürfnissen. KI kann diese Wünsche lesen – aber nur, wenn das System dahinter stimmt. Was Gäste künftig finden, entscheiden nicht Algorithmen, sondern Strukturen, Inhalte und der Mut zur Klarheit. Denn wer nicht zeigt, wofür er steht, wird im neuen Suchdialog schlicht nicht mehr vorgeschlagen. Sichtbarkeit wird kontextabhängig – und entsteht nicht mehr durch Lautstärke, sondern durch Passgenauigkeit.