Human Relations

11.10.2023

Gastbeitrag von MICE DESK zum Fachkräftemangel in der Hotellerie

Fachkräftemangel versus fehlendes Geschäft – Was wiegt schwerer?

Mit 65,3% der Stimmen wurde der Mangel an qualifiziertem Personal als die größere Herausforderung identifiziert, während 34,7% der Befragten fehlendes Geschäft als Hauptproblem ansahen. Dies ergab die aktuelle MICE-Umfrage des IHA Preferred Partners „MICE DESK“, an der 245 Hoteliers teilgenommen haben. Dieses nach wie vor deutliche Ergebnis zeigt die Dramatik des Personalmangels, trotz der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten und der Tatsache, dass die Branche mit einer rezessiven Konjunktur konfrontiert ist.

Fachkräftemangel trotz Rezession

Es ist bezeichnend, dass trotz der rezessiven Konjunktur und der damit einhergehenden Kurzfristigkeit und Planungsunsicherheit im Geschäft der Fachkräftemangel als das drängendere Problem wahrgenommen wird. Dieses Phänomen ist historisch gesehen ungewöhnlich und unterstreicht die Schwere und Einzigartigkeit der aktuellen Situation in der Hotellerie.

Auch im Jahresvergleich zeigt die Statistik des Meetings & Eventbarometers, dass sich der Personalmangel in der Tagungshotellerie weiter verschärft. 62 Prozent der Betriebe suchen in diesem Jahr neues Personal, verglichen mit 53 Prozent im Jahr 2022. Lediglich 8 Prozent der Veranstaltungsstätten können ihren Personalbedarf ausreichend decken, während 54 Prozent der Betriebe ihren Bedarf nicht zufriedenstellend erfüllen können.

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Ursachen und Lösungsansätze

Der Fachkräftemangel im MICE-Bereich ist ein komplexes Problem, das mehrere Ursachen hat. Bernd Fritzges, Geschäftsführer von MICE DESK, hatte anlässlich des diesjährigen Hospitality Festivals in seinem Vortrag „Eine neue Hoffnung für den Personalmangel! Oder doch nur ein Sieg für die dunkle Seite der Digitalisierung?“ die allgegenwärtigen und bekannten Gründe benannt: demografischer Wandel, geringe Attraktivität der Branche und die in der Pandemiezeit entstandene Ausbildungslücke sind nur einige Beispiele. Ein weiterer Grund, den Fritzges hervorhob, ist, dass viele einfach weniger arbeiten wollen. Eine interne Auswertung der eingegangenen Bewerbungen in den letzten 12 Monaten hat ergeben, dass die durchschnittlich gewünschte wöchentliche Arbeitszeit 32,4 Stunden beträgt. Das ist im Vergleich zu einer klassischen 40 Stunden/Woche eine Reduzierung um 19 Prozent.

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Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen Hoteliers proaktiv und kreativ werden. Dies könnte beispielsweise durch verbesserte Arbeitsbedingungen, attraktivere Karriereperspektiven und gezielte Rekrutierungs- und Ausbildungsprogramme geschehen. Denn je weniger Fluktuation herrscht, desto weniger neues Personal muss gesucht werden.

Eine McKinsey Studie vom Dezember 2022 hat die drei wichtigsten Gründe für den Verbleib am Arbeitsplatz in Deutschland eruiert. Diese lauten (Häufigkeit der Nennungen in Prozent):

  • Eine angemessene Vergütung (50%)
  • Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft im Team (39%)
  • Flexibilität bei der Arbeitszeit (38%)

Aber auch Outsourcing-Lösungen werden in operativen und administrativen Bereichen immer mehr zum Standard. Darüber hinaus könnten Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen und Branchenverbänden helfen, den Nachwuchs zu fördern und die Attraktivität der Branche zu steigern. Die Kooperation des Hotelverbandes Deutschland (IHA) mit der Arbeitgeberbewertungs-Plattform kununu zur Stärkung der deutschen Hotellerie bei der Gewinnung und der Bindung von Fachkräften ist hierbei ein gutes Beispiel. Ziel der Zusammenarbeit ist die Stärkung der Wettbewerbsposition der Branche durch eine transparentere Darstellung der Arbeitsbedingungen in der Hotellerie.

Fehlendes Geschäft als weitere Herausforderung

Das fehlende Geschäft im MICE-Bereich ist ebenfalls ein ernsthaftes Problem, das nicht unterschätzt werden sollte, auch wenn es in der oben genannten Umfrage weniger häufig genannt wurde. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und internationalen Konflikten über die zunehmende Konkurrenz bis hin zu veränderten Kundenanforderungen und -erwartungen. Um dieses Problem zu lösen, müssen Hoteliers ihre Angebote und Dienstleistungen überdenken und anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Kunden zu gewinnen. Es muss entschieden werden, in welchen Bereichen eine Digitalisierung nötig und sinnvoll ist und in welchen Abteilungen hinsichtlich Personal und Ausstattung investiert werden muss. Denn eines ist sicher: eine alleinige Digitalisierungsstrategie führt meist nicht zum Erfolg. Vielmehr sollte der Fokus auf Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit gelegt werden, um langfristig erfolgreich sein zu können.

Angesichts der genannten Herausforderungen ist weiterhin Mut, Entschlossenheit und strategisches Handeln in der Hotellerie gefragt. Gemeinsam mit starken Partnern und durchdachten Strategien kann sowohl der Fachkräftemangel bewältigt als auch eine dynamische und erfolgreiche Zukunft für die Branche gestaltet werden.

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